Kommentar zum Coronavirus Die Notstand-Erklärung der WHO ist keine Panikmache

Meinung | Wuhan · Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen des neuartigen Coronavirus den internationalen Notstand erklärt. Der Schritt ist richtig und hat nichts mit Panikmache zu tun. Im Gegenteil.

 Ein Passagier aus Peking wird am Flughafen Dhaka, Bangladesch, untersucht.

Ein Passagier aus Peking wird am Flughafen Dhaka, Bangladesch, untersucht.

Foto: dpa/Al-Emrun Garjon

Frühjahr 2014. In Westafrika grassiert mit Ebola einer der gefährlichsten Erreger, den die Wissenschaft kennt. Tausende sind bereits gestorben. Der Ausbruch gerät zunehmend außer Kontrolle, doch die Weltgesundheitsorganisation WHO zögert. Sie will den internationalen Notstand nicht vorzeitig ausrufen. Erst einige Monate später, im August, entschließt man sich dazu, diesen Schritt zu gehen. Deutlich zu spät.

Nun muss man auch festhalten: Ebola ist nicht Corona. Beide Erreger sind tödlich, nur bei Ebola ist es die Regel, beim neuartigen Coronavirus aus Wuhan die Ausnahme. Die WHO hat sich trotzdem dazu entschlossen, den internationalen Notstand auszurufen. Das wird so mancher bei „nur“ 170 Toten als Panikmache verstehen, doch hilft es letzten Endes, Panik zu verhindern. Die 194 WHO-Mitgliedstaaten sind zwar rechtlich nicht dazu verpflichtet, die Maßnahmen der WHO im Kampf gegen das Virus umzusetzen, doch das Instrument hat Gewicht. Schließlich will niemand der Schuldige für eine ausufernde Pandemie sein.

Für die Länder können die Vorschriften immensen bürokratischen und verwaltungstechnischen Aufwand bedeuteten, etwa wenn es zu Fieberkontrollen an den Flughäfen oder gar Grenzschließungen kommt. Doch in einer globalisierten Welt, in der ein Reisender ein Virus problemlos über Tausende Kilometer tragen kann, ist es wichtig, geeint vorzugehen. Es bringt nichts, wenn alles schon aus dem Ruder gelaufen ist. So wie eben 2014 im Fall von Ebola. Der internationale Gesundheitsnotstand hilft den WHO-Mitgliedstaaten, frühzeitig Vorkehrungen zu treffen. An dem Wort „Notstand“ sollte man sich also nicht allzu sehr aufreiben. Er ist noch nicht da. Man will ihn verhindern.

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