Schließung von Schulen und Universitäten Mehr als hundert Tote durch Coronavirus in Italien

Rom · Über 3000 Menschen haben sich in Italien bereits mit dem Coronavirus angesteckt, über 100 von ihnen sind gestorben. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, bleiben ab Donnerstag alle Schulen und Universitäten geschlossen.

Die Tische eines Restaurants in Venedig sind leer. Der Ausbruch des Coronavirus beeinträchtig den Tourismus des Landes.

Die Tische eines Restaurants in Venedig sind leer. Der Ausbruch des Coronavirus beeinträchtig den Tourismus des Landes.

Foto: dpa/Claudio Furlan

Italien schließt wegen der Verbreitung des neuartigen Coronavirus alle Schulen und Universitäten im Land. Sie bleiben von Donnerstag an bis zum 15. März geschlossen, sagte Schulministerin Lucia Azzolina am Mittwoch. Bisher waren vor allem in Norditalien die Schulen geschlossen, weil das Virus dort besonders umgeht. Ein Regierungssprecher erklärte, dass auch die Unis geschlossen bleiben sollen.

Italien ist in Europa das am schwersten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffene Land. Bis Mittwoch zählten die Behörden 107 Tote. Insgesamt haben sich fast 3100 Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, teilte der Zivilschutz mit. Viele sind jedoch auch schon wieder genesen. Italien hat dennoch ganze Gebiete abgeriegelt.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind für viele Menschen fatal, der Tourismus ist komplett eingebrochen. Der Verband Confturismo sprach von Verlusten von 7,4 Milliarden Euro in den drei Monaten März bis Mai. „Leider zahlen wir für die Folgen einer medialen Kommunikation, die tödlicher ist als das Virus“, erklärte der Präsident des Verbandes Confturismo-Confcommercio, Luca Patanè. Städte wie Venedig und Mailand sind leer, selbst die Hauptstadt Rom – die bisher wenig Fallzahlen hat – ist wie leer gefegt. Auch die Architekturbiennale in Venedig wurde verschoben.

Am Mittwochabend teilte die italienische Regierung außerdem mit, dass alle Sportereignisse bis mindestens zum 3. April ohne Fans stattfinden sollen. Am Sonntag waren bereits per Dekret alle Sportveranstaltungen in den Regionen Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna bis zum 8. März ausgesetzt worden.

Um die Ausbreitung zu stoppen, sollen bald auch neue Verhaltensregeln gelten. Medien berichteten, dass das Expertenkomitee der Regierung eine Liste vorgeschlagen habe. Darunter sei der Verzicht auf „Baci“ - Küsse, Umarmungen und Händeschütteln, wenn man sich trifft. Stattdessen wird ein Meter Abstand empfohlen.

Außerdem riet das Gremium demnach, dass alle im Alter von über 75 Jahren möglichst zu Hause bleiben sollten. In der besonders stark von der neuen Lungenkrankheit betroffenen Region Lombardei sollten schon ältere Leute ab 65 nicht mehr rausgehen. Die Richtlinien sollten zunächst 30 Tage gelten, hieß es.

Elf Gemeinden im Norden, in der Lombardei und Venetien sind bereits die zweite Woche gesperrt. In der Lombardei, der Emilia-Romagna und in Venetien sind die Fallzahlen besonders hoch.

In der Provinz Lodi in der Lombardei war am 21. Februar der erste Krankheitsfall dieses Ausbruchs bekannt geworden. Experten vermuten allerdings inzwischen, dass das Virus schon früher im Land vorkam, vermutlich schon im Januar.

Auch in Frankreich raten Behörden und Institutionen mittlerweile von der traditionellen Begrüßung mit einem oder mehreren Wangenküssen ab. „Küssen Sie sich nicht“, hieß es explizit in einer Anweisung des Europarats in Straßburg an Mitarbeiter am Mittwoch. Die Hauptstadt Paris erklärte ebenfalls, dass es besser sei, auf nahen Körperkontakt wie bei „la bise“ zu verzichten. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran sprach sich bereits am Wochenende für eine Begrüßung ohne Küsschen und Händeschütteln aus.

(c-st/dpa)
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