Lungenerkrankung in China 440 Coronavirus-Fälle und neun Tote - erster Fall in den USA

Peking · Erstmals wird das neue Corona-Virus auf einem anderen Kontinent nachgewiesen. Die USA wollen daher Sicherheitsvorkehrungen verschärfen. Die WHO will entscheiden, ob sie das Virus zur globalen Gesundheitskrise erklärt.

Reisende tragen als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus Mundschutz, während sie in einem Wartezimmer am Pekinger Westbahnhof sitzen.

Reisende tragen als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus Mundschutz, während sie in einem Wartezimmer am Pekinger Westbahnhof sitzen.

Foto: dpa/Mark Schiefelbein

Die in China grassierende neuartige Lungenkrankheit breitet sich auch im Ausland aus. In Japan und Südkorea gebe es je einen bestätigten Fall, in Thailand vier, sagte die Vizedirektorin der nationalen Gesundheitskommission, Li Bin, am Mittwoch. Aus den USA und Taiwan wurde jeweils eine Infektion gemeldet. In China selbst stieg die Zahl der registrierten Fälle sprunghaft auf 440. Neun Menschen habe das mittlerweile das Leben gekostet, ergänzte Li. Experten hielten es aber für weniger ansteckend als das Sars-Virus vor 17 Jahren.

Das neue Virus kann Husten, Fieber, Atembeschwerden, aber auch Lungenentzündungen auslösen. Es wurde Gesundheitsexperten zufolge zunächst von Wildtieren, die in Wuhan illegal verkauft wurden, auf Menschen übertragen. Mittlerweile werde der Erreger aber auch von Mensch zu Mensch weitergeben, sagte Li. „Belege haben gezeigt, dass die Krankheit über die Atemwege übertragen wurde und dass es die Möglichkeit einer Mutation gibt“, sagte sie.

Li sagte, sämtliche Todesfälle seien in Wuhan in der Provinz Hubei registriert worden. Aus der Stadt waren im Dezember die ersten Erkrankungen gemeldet worden.

Die chinesische Regierung will ein ähnliches Szenario wie bei der Sars-Pandemie von 2002 und 2003 verhindern. Damals hatte sich die ebenfalls durch ein Coronavirus verursachte Atemwegserkrankung von Südchina aus auf mehr als zwei Dutzend Länder ausgebreitet. Mehr als 800 Menschen starben.

Die Behörden fürchten, dass sich das neuartige Corona-Virus in den kommenden Tagen noch schneller ausbreiten könnte, weil das chinesische Neujahrsfest bevorsteht, zu dem Millionen Chinesen kreuz und quer durch das Land reisen, ins Ausland fliegen oder Besuch von dort erhalten. Viele Länder haben deswegen bereits ihre Vorsorgemaßnahmen verschärft.

US-Behörden begannen bereits Ende vergangener Woche, anreisende Passagiere aus Wuhan an drei Flughäfen in New York City, San Francisco und Los Angeles auf Symptome zu überprüfen. Für Chicagos O'Hare Airport und Atlanta waren ebenfalls Checks geplant. Außerdem sollen Passagiere aus Wuhan nun bald nur noch über einen der genannten US-Flughäfen einreisen können.

Die amerikanischen Gesundheitsbehörden bestätigten, das Virus sei bei einem US-Bürger diagnostiziert worden, der vergangene Woche aus Wuhan in der Nähe von Seattle im Staat Washington eingetroffen sei. Der Patient in den 30ern sei jetzt in einem Krankenhaus in Everett und werde nicht als Gefahr für Krankenhausmitarbeiter und Öffentlichkeit betrachtet, sagten Behördensprecher. Gouverneur Jay Inslee warnte vor Panikmache.

Die thailändischen Behörden erklärten, bei den Erkrankten handle es sich um einen Einheimischen und drei Besucher aus China. Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul sagte, die Lage sei unter Kontrolle. Alle Leute, die mit Infizierten Kontakt hatten, seien überprüft worden. Berichte über eine weitere Ausbreitung gebe es nicht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO wollte am Mittwoch entscheiden, ob sie das Virus zur globalen Gesundheitskrise erklärt. Der WHO-Experte David Heymann, der 2003 den Kampf gegen die Sars-Pandemie leitete, sagte, das neue Virus sei vor allem für ältere Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich. Das Virus sei aber nicht annähernd so ansteckend wie Sars. „Es sieht nicht so aus, als ob es sehr leicht durch die Luft übertragen werden kann“, sagte er. Bei Sars sei das anders gewesen.

(zim/dpa)
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