Coronavirus China räumt Fehler beim Notfallmanagement ein

Peking · Die chinesische Führung sieht den Ausbruch des Coronavirus als Systemtest an. Sie muss Schutzkleidung aus dem Ausland besorgen. Unterdessen schränken andere Länder die Einreise aus China ein.

In Hongkong warten Anwohner auf eine Lieferung von Gesichtsmasken.

In Hongkong warten Anwohner auf eine Lieferung von Gesichtsmasken.

Foto: dpa/Aidan Marzo

Die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten in China ist auf über 20 000 gestiegen. Innerhalb eines Tages stieg die Zahl um 3235 auf 20 438, wie die chinesische Gesundheitskommission in Peking am Dienstag mitteilte.

Die Zahl der Toten erhöhte sich auf 426, nachdem in der Nacht zum Dienstag ein erster Todesfall aus Hongkong gemeldet wurde. Zuvor hatte die chinesische Gesundheitskommission von 425 Toten gesprochen, 64 mehr als am Vortag. Alle 64 wurden in der Provinz Hubei gemeldet.

Bei dem Todesfall in Hongkong handelt es sich um einen 39-jährigen Einwohner der Finanzmetropole, der im Januar nach Wuhan gereist war, wie die örtliche Gesundheitsbehörde mitteilte. Nach Informationen von Lokalmedien litt der Mann unter anderen Gesundheitsbeschwerden, die seine Behandlung wegen des Virus erschwerten.

Bislang wurden in Hongkong insgesamt 15 Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus verzeichnet. Die dortige Regierungschefin Carrie Lam hatte am Montag die Schließung fast aller Landübergänge nach Festlandchina angekündigt. Nur zwei Übergänge sollen offen bleiben.

Bei dem Todesfall in Hongkong handelt es sich um den zweiten außerhalb von Festlandchina. Am Sonntag war ein Todesfall in der philippinischen Hauptstadt Manila gemeldet worden. Dabei handelte es sich um einen Chinesen aus Wuhan.

Die chinesische Führung räumte am Montag in einem ungewöhnlichen Schritt erstmals "Fehler" im Umgang mit der Gesundheitskrise ein. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte, die Reaktion auf die Epidemie habe "Fehler und Schwierigkeiten" beim nationalen Notfallmanagement offengelegt.

In China gibt es nach Angaben der Regierung inzwischen einen zunehmenden Mangel an Atemschutzmasken sowie Schutzbrillen und -anzügen. Nach Angaben des Industrieministeriums bemüht sich die Regierung, diese Artikel aus dem Ausland zu beschaffen.

Chinas Präsident Xi Jinping forderte „rasche und entschlossene“ Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Bei einem Treffen des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei rief der Parteichef demnach am Montag zu einer „strikten Durchsetzung“ von Anordnungen und Verboten auf.

Die Versorgung mit medizinischen Schutzmaterial müsse gesichert und die Infektions- und Sterblichkeitsrate gesenkt werden, wurde demnach weiter auf dem Parteitreffen betont. Parteikomitees und Regierungen auf allen Ebenen wurden aufgerufen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, aber auch „die Ziele der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung“ in diesem Jahr zu erreichen.Der Ausbruch sei ein „wichtiger Test für Chinas System und die Fähigkeit zur Regierungsführung“, hieß es auf dem Treffen.

Japan erwägte, die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs unter Quarantäne zu stellen, nachdem das Virus bei einem Passagier festgestellt wurde. Andere Länder setzten die Ausreise ihrer Staatsbürger fort oder beschränkten die Einreise von Menschen, die sich kürzlich in China aufhielten.

Am Montag öffnete am Rande der Stadt Wuhan, dem Ausgangspunkt des Virus in der Provinz Hubei, Kostenpflichtiger Inhalt ein Krankenhaus für die Behandlung von Coronavirus-Patienten. Ein zweites soll innerhalb weniger Tage öffnen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass die Zahl der Fälle noch weiter steigen wird, weil Tausende Verdachtsfälle noch untersucht werden müssen. An der neuen Lungenkrankheit sind in Festland-China mittlerweile mehr Menschen gestorben als an der Sars-Pandemie vor 17 Jahren.

(pen/dpa/reuters/afp)
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