Nach Blutbad von Newtown CNN-Moderator wütet gegen Waffenlobby

Düsseldorf · Nach dem Blutbad von Newtown erhitzt die Diskussion um schärfere Waffengesetze die Gemüter in den USA. Als schärfster Vorkämpfer der Waffen-Gegner erweist sich der britische CNN-Moderator Piers Morgan.

Newtown trägt die ersten Opfer zu Grabe
8 Bilder

Newtown trägt die ersten Opfer zu Grabe

8 Bilder

In ihrer grenzenlosen Trauer sind die US-Bürger vereint - und in der Frage nach dem Recht auf Waffenbesitz doch tief gespalten. Wie so häufig nach Amokläufen in den USA fordern Gegner die Verschärfung der laxen Waffengesetze. Und wie so häufig antwortet die mächtige Waffenlobby NRA mit Schweigen. Nur wenige Vertreter der Waffenbefürworter stellten sich nach dem Newtown-Attentat den Fragen von US-TV-Sendern.

Im Gespräch mit CNN versuchte John Lott, Autor des Buches "More guns, less crime" ("Mehr Waffen, weniger Kriminalität"), kurz nach dem Newtown-Blutbad das in der Verfassung verbriefte Recht eines jeden US-Bürgers, Waffen bei sich tragen zu dürfen, zu rechtfertigen. Es dauerte nicht lange, bis Moderator Piers Morgan mehrfach der Kragen platzte.

Gewehr eine mittelalterliche Waffe?

Auf seine Frage, warum die Mutter des Todesschützen Adam Lanza zur Selbstverteidigung im Hausschrank gleich drei Waffen horten musste, davon ein halbautomatisches Gewehr, versuchte Lott die Gefährlichkeit des Gewehrs Typ "Bushmaster" herunterzuspielen.

Morgan unterbrach den Waffenlobbyisten und fuhr ihn an: "Warum stellen Sie dieses Gewehr als mittelalterliche Waffe da? Damit feuerte der Attentäter 100 Schüsse ab und tötete 20 Kinder. 20 Kinder!"

"Zeit, was zu tun"

Lott pflichtete ihm bei, es sei wohl tatsächlich an der "Zeit, etwas zu tun." Mit energischer Stimme fiel Moderator Morgan ihm erneut ins Wort. "Zeit, was zu ändern? Was muss denn noch geschehen?"

Man müsse die Sache differenziert betrachten, erklärte Lott. Die jüngsten Attentate hätten sich allesamt in Staaten ereignet, in denen Schusswaffen per Gesetz verboten seien. Als der Waffenlobbyist das Beispiel Aurora ansprach, brach es aus Morgan heraus. "Was zum Teufel hat das damit zu tun?"

Waffenverbot und hohe Mordrate?

Besonnen versuchte Lott, einen Zusammenhang zwischen Waffenverbot und gestiegener Kriminalität herzustellen. Ob in Chicago oder Washington D.C. Oder Irland — überall dort, wo das Gesetz den Besitz von Waffen verbietet, so seine obskure Theorie, soll die Mordrate dramatisch gestiegen sein.

In der Nacht zu Dienstag kam es in Morgans Show erneut zu einem Eklat. Der CNN-Moderator britischer Abstammung sprach mit Philip Van Cleave, Präsident der Virginia Citizens Defense League, einer Pro-Gun-Organsiation. "Mit Verlaub, aber Ihr drolliger Vergleich dieses Attenats mit einem Autounfall, der überall geschehen könne, ist eine Schande für dieses Land.”

Regungsloser Blick in die Kamera

Während Van Cleave dabei regungslos in die Kamera blickte, redete sich der CNN-Moderator in Rage. "Es ist beschämend, dass 20 Kinder auf grausamste Art und Weise erschossen werden und gleichzeitig ist es einfacher, Schusswafen legal zu erwerben als ein Haustier. Und Leute wie Sie unterstützen das.”

Der Präsident der Virginia Citizens Defense League entgegnete, dass er seine Ansichten nicht verstecken oder gar lügen werde, nur um politisch korrekt zu handeln. "Die Wahrheit ist nunmal die Wahrheit.” Für Morgan schien diese entlarvende Antwort des Waffenlobbyisten ein willkommener Anlass, seinen Rundumschlag fortzuführen.

Moderator faucht zurück

"Mit Verlaub, Sir, es geht bei dieser Debatte nicht um den zweiten Paragraphen der US-amerikanischen Verfassung, es geht hier um die größte Tragödie, die die USA erlebt haben. Vor kurzem 17 Tote in Aurora, nun 20 tote Kinder in Newtown.”

Als Van Cleave in Morgans Ausführungen stammelte, diese Attentate hätten sich bekanntermaßen in Staaten ereignet, in denen Waffen verboten sind, fauchte der Moderator seinen Gesprächpartner an: "Jetzt hören Sie aber endlich auf, so sarkastisch zu sein.”

Ähnlich wie Lott zuvor auch, stellte Van Cleave einen Zusammenhang her zwischen Waffenverbot und hoher Kriminalität. Für die Opfer und deren Angehörige dürften diese Aussagen ein weiterer Stich ins Herz sein.

(nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort