Aktion erntet auch Buh-Rufe Chinas schrägster Millionär lädt Obdachlose zum Edel-Dinner

New York · Er ist Chinas schrägster Millionär und wollte auch schon die "New York Times" kaufen, obwohl sie gar nicht zum Verkauf stand. Nun hat Chen Guangbiao sich erneut eine medienträchtige Aktion einfallen lassen. Er lud rund 250 Obdachlose zum Edel-Dinner ein. Doch von den Eingeladenen erntete er nicht nur Applaus. Der Grund: die 300 Dollar, die er jedem Gast versprochen hatte.

So verlief das Edel-Dinner für die New Yorker Obdachlosen
17 Bilder

So verlief das Edel-Dinner für die New Yorker Obdachlosen

17 Bilder

Auf seiner Visitenkarte steht "Charismatischster Philantrop Chinas", und die "New York Times" wollte er kaufen, damit "objektiver" über China berichtet wird. Chen Guangbiao, der selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammt und mit einem Recycling-Unternehmen reich geworden ist, gibt sich gern selbstbewusst und und unerschütterlich. Und immer wieder spendet er viel Geld für die Armen.

Entsprechend öffentlichkeitswirksam vermarktete er auch seine jüngste Spendenaktion. Er schaltete Anzeigen in der "New York Times" und dem "Wall Street Journal", um das Essen anzukündigen. Eingeladen waren rund 250 Obdachlose einer Notschlafstelle in Manhattan. Doch so ganz ging sein Plan des edelmütigen Spenders diesmal nicht auf.

Wie unter anderem der britische "Telegraph" aus New York berichtet, brodelte es unter den Gästen in einem der edelsten Restaurants New Yorks schon, als sie die Vorspeise, Thunfisch in Sesamkruste, serviert bekamen. Denn Chen hatte jedem Gast 300 Dollar versprochen. Allerdings hatten die Mitarbeiter der Schlafstätte dies für alles andere als eine gute Idee gehalten, denn viele der Obdachlosen haben Alkohol- oder Drogenprobleme. "Es ist einfach keine gute Idee, den Leuten das Geld zu geben", zitiert die Zeitung Michelle Tolson, die Sprecherin der Obdachlosen-Mission.

Also einigte man sich mit dem Millionär auf einen Kompromiss, wie die Sprecherin berichtete. "Herr Chen war einverstanden, dass er 90.000 US-Dollar an die Mission spendet und das ist die Basis, auf der wir heute hier sind." Aber diese Nachricht hatte sich offenbar nur bei den wenigsten Obdachlosen herumgesprochen. Vor dem Restaurant buhten Menschen nicht nur, weil sie nicht in das Restaurant kamen, sondern eben auch, weil sie nicht die versprochenen 300 Dollar bekommen sollten.

"Ich hätte lieber das Geld genommen"

Und auch im Restaurant selbst reagierte so mancher, der eben noch Delikatessen wie zartes Rinderfilet genossen hatte, verärgert. "Wir sind betrogen worden, weil man uns unter einem falschen Voraussetzungen hierher gelockt hat und jetzt sidn wir nur ein Teil eines Propaganda-Tricks der Reichen", sagte Harry Brooks, ein Vietnam-Veteran, dem "Telegraph". "Wir brauchen ihre Steaks nicht, wir brauchen das Geld, damit wir Essen und unsere Schulden bezahlen können. Jetzt werden wir es nie sehen. Das ist eine Schande."

Andere aber genossen auch die Einladung und das Essen. So sagte die 24-jährige Lawrence Terrell: "Es ist schön, begünstigt zu werden. Ich hatte kein Glück mehr und bin seit April obdachlos, und das hier ist eine Gaumenfreude und ein wirklich gutes Essen." Auch sie sagt, sie hätte lieber das Geld genommen, "aber das Steak ist auch eine nette Geste."

Chen beließ es aber nicht nur bei dem Essen, sondern hielt auch eine ausschweifende Rede, und nannte seine Tour nach Amerika eine "Tour der Liebe und des Dankes". Und dann stimmte der Exzentriker auch noch ein Lied an - den Michael-Jackson-Song "We are the World", mit dem Dutzende Stars in den 80er Jahren auf die damalige Hungersnot in Äthopien aufmerksam machen wollten.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort