Schlag gegen Kinderhändlerring Chinas Polizei befreit 181 Kinder

Peking · Bei Razzien an mehreren Orten hat die chinesische Polizei zwei Kinderhändlerringe zerschlagen und 181 Kinder befreit. 802 Verdächtige seien festgenommen worden, berichtete das Polizeiministerium am Freitag in Peking.

Die geretteten Kinder seien in Heime gebracht worden. Gentests sollen bei der Suche nach den biologischen Eltern helfen. Ansonsten müssen sie in Waisenhäusern bleiben. Die Aktion lief von Montag bis Donnerstag in 15 Provinzen. Mehr als 10.000 Polizisten sollen beteiligt gewesen sein.

Die Ermittlungen liefen bereits seit Dezember, als Polizisten nach einem anonymen Hinweis in der Provinz Henan vier Säuglinge gerettet und vier Kinderhändler aufgegriffen hatten, wie das Ministerium berichtete. Bei den Verhören gewannen die Beamten erste Hinweise auf ein größeres Netz. Die Fahnder wurden auch auf vier Geburtenkliniken im Kreis Xingtai in der Provinz Hebei aufmerksam.

In den Hospitälern hatten Mütter aus armen Familien ihre Babys zur Welt gebracht, die dann über Mitarbeiter und Zwischenhändler an zahlungswillige Paare verkauft wurden, wie die Pekinger Zeitung "Xinjingbao" meldete. Für die in China traditionell bevorzugten Jungen konnten Preise von 70.000 bis 80.000 Yuan, umgerechnet 8880 bis 10150 Euro, erzielt werden. Die weniger beliebten Mädchen kosteten 30.000 bis 50.000 Yuan, umgerechnet 3800 bis 6300 Euro.

Die Vermittler in der Klinik erhielten demnach 6000 bis 8000 Yuan für jedes Geschäft. Andere Beteiligte kassierten ebenfalls ab. Die Mütter bekamen am Ende nur zwischen 30.000 und 50.000 Yuan - je nachdem, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, wie das Blatt schrieb. Nach Angaben der Polizei sind die Preise seit vergangenem Jahr deutlich gestiegen, ohne dass Gründe genannt wurden.

Bei den Razzien diese Woche wurde laut Nachrichtenagentur Xinhua auch einer der meist gesuchten Anführer einer Bande, die mit mehr als 100 Babys gehandelt haben soll, im Kreis Pingyi in der Provinz Shandong festgenommen. Ob oder welche Verbindungen zwischen den genannten Kinderhändlern bestanden, blieb unklar. Polizeiaktionen gab es unter anderem auch in den Provinzen Henan, Sichuan und Yunnan im Südwesten des Landes.

"Weit verbreitete Praxis"

Ein hoher Polizeioffizier verwies auf die Bemühungen gegen den Kinderhandel, der eine Ausweitung zwar gestoppt habe, doch sei die Praxis "in einigen Gegenden noch weit verbreitet", wie Xinhua ihn zitierte. Im vergangenen Jahr wurden nach offiziellen Angaben mehr als 8000 solcher Kinder aus den Händen von Verbrecherbanden befreit.
Wegen des profitablen Geschäfts wird von einer hohen Dunkelziffer von Kindern ausgegangen, die entführt oder verkauft bleiben. Auch werden ältere Kinder als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.

In China werden männliche Nachkommen bevorzugt, weil Frauen bei der Hochzeit traditionell in den Haushalt des Mannes ziehen, der für die Altersversorgung seiner Eltern zuständig ist. Die Paare, die Kinder kaufen, können meist keine Kinder bekommen oder wollen Jungen haben. Manche kaufen sich nach Berichten auch Nachwuchs dazu, wenn sie bereits ihr amtlich genehmigtes Kind bekommen haben.

Nach der Ein-Kind-Politik dürfen Familien in Städten meist nur ein Kind haben. Bauern auf dem Lande können allerdings ein zweites Kind bekommen, wenn das erste ein Mädchen ist. Es gibt auch Ausnahmen für Minderheiten oder Paare, die beide Einzelkinder sind. So trifft die Ein-Kind-Politik heute nur noch ein Drittel der Bevölkerung.

(dpa)
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