Nach Kollision vor Chinas Küste Brennender Öltanker droht zu explodieren

Shanghai · Der Tanker vor China steht weiter in Flammen. Mit Löschbooten bemühen sich die Einsatzkräfte, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Giftige Gase sind eine Gefahr. Öl tritt aus.

 Der iranische Öltanker war am Samstag in Brand geraten (Archiv).

Der iranische Öltanker war am Samstag in Brand geraten (Archiv).

Foto: rtr, TC/wy/wy

Der Tanker drohe "zu explodieren oder zu sinken", teilte das chinesische Verkehrsministerium am Montag mit. Auf der Suche nach der Besatzung wurde eine Leiche entdeckt, die zunächst nicht identifiziert werden konnte. Umweltschützer befürchten immensen Schaden durch das Schiffsunglück.

Rettungskräfte hätten am Montagnachmittag (Ortszeit) einen bisher nicht identifizierten Leichnam geborgen, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Ku Lang. Die Bedingungen für die Such- und Rettungsarbeiten seien "nicht günstig". Der Leichnam wurde fünf bis sechs Kilometer vom Tanker entfernt gefunden und sei schwer zu identifizieren, sagte Aliresa Irvash vom iranischen Konsulat in Shanghai dem iranischen Staatsrundfunk Irib.

Rettungs- und Bergungskräfte haben Schwierigkeiten, zu dem 274 Meter langen Schiff "Sanchi" zu gelangen. 36 Stunden nach dem Zusammenstoß mit einem chinesischen Frachtschiff loderten immer noch hohe Flammen rund um den Tanker, der 136.000 Tonnen Rohöl geladen hatte.

Beim Versuch, zu den 30 Iranern und zwei Bangladeschern an Bord zu gelangen, seien den Rettungskräften am Montagmorgen giftige Rauchwolken entgegen geschlagen, erklärte das chinesische Verkehrsministerium. Auf Twitter zeigte der englischsprachige chinesische Staatssender CGTN später ein Video, auf dem ein Löschboot das Feuer auf dem Tanker anscheinend unter Kontrolle gebracht hatte.

Der Tanker gehört laut Irans Ölministerium der nationalen Tankergesellschaft NITC und wird von der iranischen Firma Glory Shipping betrieben. Am Samstagabend war das Schiff auf dem Weg nach Südkorea etwa 300 Kilometer östlich von Shanghai mit der unter Honkonger Flagge fahrenden "CF Crystal" zusammengestoßen.

"Wir untersuchen, wie wir ein zusätzliches Desaster verhindern können", sagte Außenministeriumssprecher Lu. Chinas Behörden versuchten, das Auslaufen des Öls aus dem Tanker einzudämmen. Experten befürchten dennoch, dass der Unfall eine Umweltkatastrophe auslösen könnte.

Angst vor Umweltkatastrophe

Die Umweltorganisation Greenpeace erklärte, sie sei "besorgt über den potenziellen ökologischen Schaden, den die Million Barrell Rohöl an Bord verursachen könnten". "Es ist sehr gut möglich dass dadurch großflächig marines Leben getötet wird", sagte die Umweltexpertin Wei Xianghua von der Tsinghua Universität in Peking der Nachrichtenagentur AFP.

China hatte am Montag zwei Schiffe im Einsatz, um das Öl einzudämmen, teilte das Verkehrsministerium mit. Zehn von China entsandte Schiffe sowie "viele Fischerboote" würden bei der laufenden Rettungsaktion helfen, hieß es weiter. Auch ein Schiff der südkoreanischen Küstenwache sei vor Ort. Ein US-Marineflugzeug hatte am Sonntag eine großes Gebiet nach möglichen Überlebenden abgesucht, bevor es zurück zu seinem Stützpunkt in Japan flog.

Der Zusammenstoß vom Samstag ist der neueste in einer Reihe verhängnisvoller Schiffsunfälle der vergangenen Jahre in Ostasien. Im Oktober 2017 starben 13 Besatzungsmitglieder eines chinesischen Fischerboots nach der Kollision mit einem Öltanker vor der japanischen Westküste. Auch US-Marineschiffe waren in einige Unfälle verwickelt. So stieß der Zerstörer USS John S. McCain im vergangenen August mit einem Tanker aus Singapur zusammen. Zehn Seemänner starben.

Schutzring um das Schiff gezogen

Neben der südkoreanischen Küstenwacht beteiligte sich auch die amerikanische Marine mit einem Aufklärungsflugzeug an der Suche nach den Vermissten. Das Flugzeug vom Typ P-8A Poseidon habe am Sonntag ein Gebiet von 12.000 Quadratkilometern abgesucht, bevor es zum Stützpunkt in der japanischen Hafenstadt Okinawa zurückgekehrt sei, berichtete die US-Marine am Montag.

Nach der Kollision trieb der Tanker in Schieflage auf hoher See. Wie viel Öl aufgelaufen ist, war unklar. Die Einsatzkräfte haben einen Schutzring von 18 Kilometern um das Schiff gezogen, um zu vermeiden, dass andere Schiffe zu nahe kommen. Eine Untersuchungskommission wurde eingerichtet, um die Ursache des Unglücks zu ermitteln.

(wer / felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort