Männer überleben dank eiserner Disziplin Chile: Rettung für Bergleute erst Weihnachten?

Copiapó (RPO). Noch bis Weihnachten könnte es dauern, bis die seit drei Wochen eingeschlossenen Bergleute in Chile befreit werden können. Dazu muss zunächst ein ausreichend breiter Rettungstunnel für die Arbeiter gegraben werden. Bis der fertig ist, könnten noch bis zu vier Monate vergehen, erklärte der Leiter der Bergungsarbeiten.

Dauert die Rettung bis Weihnachten?
12 Bilder

Dauert die Rettung bis Weihnachten?

12 Bilder

Unter Tage haben die Bergleute unterdessen Staatschef Sebastian Pinera um rasche Hilfe angefleht. "Wir hoffen, dass ganz Chile sich anstrengen wird, damit wir aus dieser Hölle herauskommen", sagte der leitende Arbeiter Luis Urzua in einem Telefonat mit Pinera. "Herr Präsident, wir sind darauf angewiesen, dass Sie stark sind, dass uns so schnell wie möglich geholfen wird und dass man uns nicht aufgibt", sagte Urzua mit ruhiger und fester Stimme. Den Bergleuten gehe es gut, fügte er hinzu.

Zuspruch vom Präsidenten

Präsident Sebastián Piñera sprach den Männern Mut zu: "Sie werden nicht alleingelassen, sie waren nie allein." Ganz Chile sei stolz auf die Verschütteten, die dank eiserner Disziplin mit einer 48-Stunden-Ration an Lebensmitteln mehr als zwei Wochen lang überlebten. "Die Regierung ist bei ihnen. Das ganze Land ist bei ihnen und ich möchte, dass sie ganz beruhigt sind, denn ihre Familien bekommen alle Hilfe und Unterstützung", versicherte Piñera dem eingeschlossenen Schichtleiter über eine Sprechanlage.

Bergbauminister Laurence Golborne erklärte am Dienstag, das Verhalten der 33 Bergleute nach dem Unglück in knapp 700 Metern Tiefe sei beispielhaft für das ganze Land.

Eine riesige Maschine mit Diamantbohrern traf unterdessen am Unglücksort ein, um einen Schacht von 66 Zentimetern Durchmesser für die Rettung der Eingeschlossenen durch das Gestein zu bohren. Pro Tag dürfte sie etwa 20 Meter vorankommen.

Die Verschütteten wussten weiterhin nicht, dass die für eine Rettung notwendige Bohrung eines neuen Schachts voraussichtlich drei bis vier Monate dauern wird. Dies sei ihnen noch nicht mitgeteilt worden, sagte Gesundheitsminister Jaime Manalich. "Aber aus unseren Gesprächen kann man schließen, dass die Bergleute verstehen, dass es lange dauern wird."

Bewegungsprogramm gegen Muskelschwund

Nach vier bis fünf Tagen, in denen die Bergleute vorsichtig wieder mit der Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeit beginnen, werde eine Stabilisierungsphase beginnen. In dieser Zeit sollten die Verschütteten täglich psychologische Unterstützung und ein Bewegungsprogramm erhalten, um Muskelschwund vorzubeugen. Psychologisch bedeutsam sind zudem die Briefe von Angehörigen, die durch ein dünnes Rohr zu den Bergarbeitern in die Tiefe geschickt werden.

Bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln baten die chilenischen Behörden die US-Raumfahrtbehörde NASA um Unterstützung. Die Situation der Bergleute sei vergleichbar mit Astronauten, die monatelang in Weltraumstationen usharrten, daher bauten die Behörden auf die Erfahrung der NASA, sagte Manalich.

Alle paar Tage ein Stückchen Keks und Pfirsich

Die 33 Bergleute sitzen seit dem 5. August fest. Damals stürzte die Gold- und Kupfermine San José am Rand von Copiapó in der Atacama-Wüste ein. Die Männer konnten sich nach einem Felssturz in einen Schutzraum retten und überlebten bis zu ihrer Entdeckung am Sonntag von einer für zwei Tage ausgelegten Notfallration. Sie nahmen in dem heißen und stickigen Schutzraum nur alle paar Tage zwei Löffel Thunfisch, einen Schluck Milch, ein Stückchen Keks und einen Bissen Pfirsich zu sich. Am Montag wurden die Kumpel über einen Schlauch erstmals mit Glukose und Tabletten zur Rehydrierung versorgt, und es wurde eine Gegensprechanlage installiert.

Angehörige der Männer, die seit Wochen vor dem Bergwerk ausharren, kündigten an, ihre Wache bis zur Rettung ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Lebensgefährten fortzusetzen. "Wir werden dieses Lager nicht aufgeben, bis wir mit dem letzten Kumpel nach Hause gehen", sagte eine von ihnen, Maria Segovia. "Es sind 33, und einer von ihnen ist mein Bruder."

(apn/afp/bs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort