Nach Kritik an britischer Polizei Chefermittler im Fall Madeleine entlassen

Lissabon (RPO). Der portugiesische Chefermittler im Fall der vor fünf Monaten verschwundenen Madeleine ist nach heftiger Kritik an der britischen Polizei entlassen worden.

 Blutspuren im Hotelzimmer: Lebt die kleine Maddie noch?

Blutspuren im Hotelzimmer: Lebt die kleine Maddie noch?

Foto: FAMILY HANDOUT, AFP

Der Chef der Kriminalpolizei, Alipio Ribeiro, bestätigte im Radiosender TSF entsprechende Meldungen. In mehreren Medienberichten hatten es geheißen, der Ermittler Goncalo Amaral sei wegen eines Interviews mit der Zeitung "Diario de Noticias" (Dienstagsausgabe) vom Dienst entbunden worden. Amaral hatte dem "Diario" gesagt, die britischen Ermittler hätten sich von den Eltern Madeleines in die Irre führen lassen.

Die Zeitungen "Publico" und "Expresso" berichteten in ihren Onlineausgaben, Amaral sei nach seiner Kritik am Nachmittag von der nationalen Polizeidirektion entlassen worden. Ribeiro bestätigte die Entscheidung der Polizeidirektion.

Haben Eltern falsche Spuren gelegt?

Amaral hatte mit dem Vorwurf für Aufsehen gesorgt, die britische Polizei sei wiederholt Spuren gefolgt, die von den McCanns gelegt worden seien, obwohl diese nach dem Ermittlungsstand der Portugiesen selbst als tatverdächig gelten müssten. Madeleine war Anfang Mai kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia de Luz verschwunden.

Amaral nahm zu britischen Medienberichten Stellung, die von einer angeblichen E-Mail an Prinz Charles berichtet hatten. In der anonymen Mail wird ein ehemaliger Angestellter der Ferienanlage beschuldigt, das Mädchen aus Rache für seine Entlassung gekidnappt zu haben. "Das ist völlig ausgeschlossen, diese Version besitzt für die portugiesische Polizei keine Glaubwürdigkeit", sagte Amaral der Tageszeitung "Diario de Noticias".

Die McCanns bestreiten, etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun zu haben. Die portugiesischen Ermittler hatten zunächst eine Entführung des Mädchens angenommen. Im September wurden die McCanns dann selbst zu Verdächtigen erklärt. Die britische Presse unterstützt überwiegend die McCanns, während sie der portugiesischen Polizei und vor allem Amaral kritisch gegenübersteht. Im "Sunday Mirror" hieß es, Amaral pflege "lange Mittagspausen" zu machen, aus denen er mit seinem "Bierbauch" eher wie ein Urlauber als wie ein Ermittler zurückkehre.

(afp)
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