Nach Todesdrohungen und Brandanschlag "Charlie Hebdo"-Webseite geschlossen

Paris (RPO). Nach einem Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie hebdo" bleibt die Website weiter offline. Französischen Medienberichten zufolge beschloss der Betreiber der Seite nach Morddrohungen, die in der Nacht auf Mittwoch von mutmaßlichen islamischen Hackern gekaperte Internetseite nicht wieder online zu stellen. Unterdessen erschien in der französischen Zeitung "Liberation" eine Sonderbeilage von "Charlie Hebdo".

In der Nacht zum Mittwoch waren die Redaktionsräume der Satire-Wochenzeitung kurz vor der Veröffentlichung einer islamkritischen Ausgabe durch einen Brandanschlag teilweise zerstört worden. Angesichts des guten Abschneidens der Islamisten bei den Wahlen in Tunesien hatte "Charlie hebdo" eine Sonderausgabe mit dem Titel "Charia hebdo" angekündigt, die am Mittwoch erscheinen sollte.

Nach dem Anschlag war die Redaktion bei der Tageszeitung "Liberation" untergekommen. Redaktionsleiter Charb betonte, man werde versuchen, alles ins Werk zu setzen, das Blatt trotz der Zerstörung der Computer weiter erscheinen zu lassen.

In sozialen Netzwerken war dem Wochenblatt angesichts der vorab veröffentlichten Auszüge aus der am Mittwoch erschienenen Sonderausgabe Provokation vorgeworfen worden. Das Titelblatt zeigt den Propheten Mohammed mit einer Sprechblase "100 Stockschläge, wenn Sie sich nicht totlachen". Auf der Rückseite ist unter anderem eine Zeichnung Mohammeds mit einer roten Clownsnase und der Bildunterschrift "Der Islam ist mit dem Humor vereinbar" zu sehen.

"Charlie hebdo" stand 2006 wegen des Nachdrucks von drei der umstrittenen islamkritischen Karikaturen aus der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" vor Gericht, wurde aber freigesprochen. 2010 gewann das Blatt auch in einem Streit mit einer konservativen katholischen Organisation. Diese hatte geklagt, weil in der Wochenzeitung das Jesuswort "Lasset die Kinder zu mir kommen" in einen Missbrauchskontext gerückt worden sei.

(KNA/felt)
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