80-Jähriger Massenmörder Mörder Charles Manson heiratet 26-Jährige

Sacramento · Der heute 80-Jährige war 1971 wegen Mordes an sieben Menschen zum Tode verurteilt worden. Unter den Opfern war Roman Polanskis Ehefrau Sharon Tate. Dass ein Mörder wie Manson eine heiratswillige Frau findet, ist kein Einzelfall.

 Die Aufnahme von Charles Manson entstand am 8. Oktober 2014 - wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag.

Die Aufnahme von Charles Manson entstand am 8. Oktober 2014 - wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag.

Foto: dpa, axs

Die grausamen Morde der Manson Family in Los Angeles schockierten 1969 die Welt. Auch weil eines der sieben Opfer eine Prominente war - Sharon Tate, Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski, damals hochschwanger. Charles Manson hatte die Taten zwar nicht selbst ausgeführt, aber Mitglieder seiner Kommune, die sich selbst "The Family", die Familie, nannte, dazu angestiftet. Ein Gericht verurteilte ihn 1971 deshalb zum Tode, die Strafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Der mittlerweile 80-jährige Manson verbüßt seine Strafe im Gefängnis von Corcoran im kalifornischen Bezirk Kings County - was ihn nicht daran hindert, zu heiraten. Die 54 Jahre jüngere Afton Elaine Burton, die sich selbst Star nennt, will dem Massenmörder demnächst das "Ja"-Wort geben.

Burton sagte im vorigen November dem US-Magazin "Rolling Stone", dass sie als Teenager Kontakt zu Manson aufgenommen hatte. Sie würde ihn seit 2007 regelmäßig besuchen. Damals war die junge Frau aus dem Mittleren Westen eigens in die Nähe der kalifornischen Haftanstalt gezogen. Burton hält Manson, der sich während des Prozesses ein Hakenkreuz in die Stirn geritzt hat, für unschuldig und betreibt mehrere Internetseiten, auf denen das bewiesen werden soll. Bereits in dem Interview stellte sie in Aussicht, dass sie Manson heiraten wolle.

Immer wieder sind Frauen von inhaftierten Gewalttätern fasziniert, verlieben sich und heiraten den Häftling. Einer der Geisel-Gangster von Gladbeck, Hans-Jürgen Rösner, ehelichte vor zwei Jahren hinter Gittern eine kaufmännische Angestellte. Sein Komplize Dieter Degowski heiratete bereits kurz nach dem Prozess 1991 eine Friseurin, die sich während der Verhandlung in ihn verliebt hatte. Zwei Jahre später folgte die Scheidung. Auch der lebenslang inhaftierte fünffache Mörder Dieter Zurwehme heiratete im Gefängnis, genauso wie der Serienkiller Ted Bundy oder der deutsche Kindermörder Jürgen Bartsch. Anders Breivik, der auf der norwegischen Insel Utøya vor drei Jahren 69 Menschen tötete, hat in der Haft tausende Liebesbriefe erhalten.

Was bewegt diese Frauen, sich mit verurteilten Mördern zu verbandeln? Kriminalpsychologe Christian Lüdke erklärte in einem Interview, dass die Frauen oft selbst Gewalt erlebt hätten, dies daher oft als Bestandteil von Liebe verstehen. Sie glauben, dass nur sie den Tätern helfen könnten und steigern damit ihr schwaches Selbstwertgefühl. Und sie haben diesmal keine Angst, selbst Opfer zu werden, weil sie sich als Retter sehen. Bereits vor mehr als 20 Jahren hatte die US-Amerikanerin Sheila Isenberg das Phänomen untersucht ("Women who love men who kill" - "Frauen, die Männer lieben, die töten") und war zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Laut Isenberg suchen solche oft traumatisierten Frauen gerade Männer, die sie kontrollieren können und von denen keine Gefahr für sie ausgeht - Lebenslängliche haben keine Macht über sie. Die Frauen wollen keine Nähe, können sie oft gar nicht mehr zulassen, sondern nutzen die Inhaftierten als Projektionsfläche für ihre Liebesfantasien. Deshalb scheitern diese Beziehungen zumeist, wenn der Mann aus der Haft entlassen wird - das psychologische, nur im Korsett der Haft funktionierende Konstrukt zerbricht an der Wirklichkeit. Ausnahmslos alle Frauen in Isenbergs Studie hätten zudem zwar die Schuld der Männer geleugnet - dahinter, so die Autorin, stecke aber eine Selbsttäuschung, hinter der sich eine erotische Faszination für das Morden verberge.

Was für Burton zutrifft, ist unklar. Auf Fotos inszeniert sich die 26-Jährige mit ihrer Frisur so wie Susan Atkins, eine von Mansons mörderischen Anhängerinnen. Die Hochzeit wird wohl in den nächsten 90 Tagen stattfinden. Als Gäste sind maximal zehn Besucher zugelassen. Häftlinge, die lebenslänglich einsitzen, haben aber kein Anrecht auf eheliche Besuche, etwa über Nacht. Auch außerhalb des Gefängnisses wird sich das Paar kaum treffen: Mansons nächster Haftprüfungstermin ist für 2027 angesetzt.

(RP)
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