Afghanistan Bundeswehrsoldaten erschießen Jugendlichen

Berlin/Kabul (RPO). Ein Jugendlicher, nicht zwei Zivilisten, ist durch die Schüsse von Bundeswehrsoldaten gestorben. Damit korrigiert das Verteidigungsministerium seine Angaben von Sonntag. Zwei Menschen wurden verletzt. Demnach saßen in dem weißen Pickup, der sich im Raum Kundus am Sonntag "mit hoher Geschwindigkeit" der Stellung deutscher Soldaten näherte und nicht auf Warnschüsse reagierte, insgesamt fünf Menschen. Ein Insasse blieb unverletzt, ein anderer flüchtete.

 Gewaltaufrufe gegen Bundeswehrsoldaten haben den MAD auf den Plan gerufen.

Gewaltaufrufe gegen Bundeswehrsoldaten haben den MAD auf den Plan gerufen.

Foto: AP, AP

Bei den Schüssen von Bundeswehrsoldaten auf ein Fahrzeug nahe einer deutschen Stellung im Norden Afghanistans ist entgegen ersten Angaben ein afghanischer Jugendlicher getötet worden. Zwei Menschen wurden schwer verletzt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag in Berlin. Er korrigierte damit erste Angaben, wonach zwei Zivilisten getötet und zwei verletzt worden seien.

Die Informationen aus Afghanistan seien am Montag erneut geprüft worden, sagte der Sprecher weiter. Dass es sich um sechs Insassen gehandelt habe, sei ein Missverständnis gewesen. Das Verteidigungsministerium hatte am Sonntag zunächst berichtet, dass sich sechs Menschen in dem Wagen befunden hätten, von denen zwei getötet und zwei verletzt worden seien.

Mehrere Feuergefechte

Dass es zu der Situation gekommen sei, werde "Terroristen angelastet", sagte der Ministeriumssprecher. Die deutsche Stellung sei im Rahmen einer Operation gegen radikalislamische Taliban, bei der es am Sonntag mehrfach Feuergefechte gegeben habe, eingerichtet worden. Ob es sich bei den Insassen in dem Pickup ausschließlich um Zivilisten handelte oder ob sie von den Taliban geschickt wurden, sei bislang unklar. Der Einsatz der Schusswaffen durch die deutschen Soldaten sei "rechtmäßig gewesen", hob der Sprecher hervor. Die Bundeswehrsoldaten hätten bei dem Vorfall "von einem Angriff ausgehen" müssen. Ob sich in dem Fall auch die Staatsanwaltschaft einschalte, bleibe den Ermittlern überlassen.

Ähnlicher Vorfall im Mai

Erst im Mai hatte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt an der Oder nach einem ähnlichen Vorfall Ermittlungen gegen einen Bundeswehrsoldaten eingestellt. Er hatte im August an einer Kontrollstelle in Kundus nachts auf zwei Autos geschossen, die sich schnell genähert hatten. Die Autos hatten trotz optischer Signale und Warnschüssen nicht angehalten.

Ein Feldjäger ging damals irrtümlich von einem gezielten Angriff aus und eröffnete das Feuer. Dabei wurden eine Frau und zwei Kinder getötet und vier Menschen verletzt. Eine Rekonstruktion habe jedoch ergeben, dass dem Soldaten kein strafrechtlich relevantes Verhalten vorzuwerfen sei, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

(AFP)
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