Erneut Spannungen zwischen London und Moskau Britische Medienaufsicht verhängt Geldstrafe gegen russischen TV-Sender RT

London · Die Medienaufsicht bemängelt Berichte über Skripal und Syrien. Zusätzlich zur Geldstrafe muss der Sender auch in seinem Programm über die Rüge berichten. Das russischen Außenministerium droht mit Vergeltung.

Die britische Medienaufsicht hat gegen den russischen Fernsehsender RT (Ex-Russia Today) wegen einseitiger Berichterstattung eine Geldstrafe von 200.000 Pfund (225.000 Euro) verhängt. Die Aufsichtsbehörde Ofcom erklärte am Freitag, der Sender habe im März und April 2018 in sieben Nachrichtensendungen über den Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und den Syrien-Konflikt gegen das Gebot der Überparteilichkeit verstoßen. Das russische Außenministerium sprach von einem "Akt der Zensur" und drohte mit Vergeltung.

RT muss nicht nur die Strafe bezahlen, sondern auch in seinem Programm über die Rüge berichten. Ein Sprecher des Senders wies die Geldstrafe als "ungerecht" zurück und kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen. Ofcom hatte die sieben Sendungen bereits im Dezember beanstandet und dem Sender mit Sanktionen gedroht. RT wird vom Kreml finanziert. Die britische Aufsichtsbehörde hat RT schon öfter abgemahnt, vornehmlich wegen Berichten über Syrien und die Ukraine.

Die britischen Medien in Russland müssten nun damit rechnen, "die Konsequenzen" aus dem Vorgehen Ofcoms gegen RT zu tragen, erklärte das russische Außenministerium. Die britischen Behörden versuchten "mit allen Mitteln", die Aktivitäten russischer Medien in Großbritannien zu beschränken. Die Strafe gegen RT sei "ohne Entscheidung der Justiz" getroffen worden.

Die Beziehungen zwischen London und Moskau haben sich seit der Affäre Skripal erheblich verschlechtert. Der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren im März 2018 in Salisbury dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok ausgesetzt worden. Beide entgingen nur knapp dem Tod. Westliche Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, den Anschlag als Vergeltung für Skripals Tätigkeit als Doppelagent veranlasst zu haben.

(anst/AFP)
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