Scherz unter Diplomaten Briten wollten Hongkong nach Nordirland verpflanzen

London · Der Plan war bizarr: Nach der Idee eines britischen Dozenten sollte die Bevölkerung Hongkongs nach Nordirland umgesiedelt werden. Die Geschichte wurde öffentlich, nachdem das britische Nationalarchiv Geheimunterlagen aus den 80er Jahren publik machte. Ein britischer Diplomat stellt klar: So ganz ernst gemeint war die Sache nicht.

 Die Skyline von Hong Kong.

Die Skyline von Hong Kong.

Foto: Hong Kong Tourism Board?

Vor mehr als 30 Jahren haben britische Diplomaten über die Idee diskutiert, die gesamte Bevölkerung Hongkongs nach Nordirland umzusiedeln. Das geht aus geheimen Dokumenten aus dem Jahr 1983 hervor, die das Britische Nationalarchiv am Freitag veröffentlichte. Der damals mit den bizarren Plänen vertraute Ex-Diplomat David Snoxell machte jedoch deutlich, das Ganze sei ein Witz zwischen Regierungsmitarbeitern gewesen. Er sei schockiert, dass sein Briefwechsel mit Diplomat George Fergusson ernst genommen werde.

Mithilfe der Briefe seien in einer Zeit, in der Nordirland infolge von Hungerstreiks republikanischer Gefangener von Unsicherheit geplagt gewesen sei, einige Spannungen abgebaut worden, sagte Snoxell. Premierministerin Margaret Thatcher hatte ihre Gespräche über die Kronkolonie mit China im Jahr 1982 begonnen. Zwei Jahre später vereinbarten die beiden Länder, dass die Stadt ab 1997 wieder zu chinesischem Recht zurückkehren werde.

"Umpflanzung" nach Nordirland

Die nun veröffentlichte Regierungsakte trug den Titel: "Umpflanzung nach Nordirland aus Hongkong". In den Briefen flachsten die Diplomaten über die Umsiedlung von 5,5 Millionen Menschen in einen neu erbauten "Stadtstaat" zwischen Coleraine und Londonderry.

Inspiriert wurde die Idee den Dokumenten zufolge durch einen Hochschuldozenten, der ins Spiel brachte, Hongkong nach Nordirland zu "verpflanzen". Die Begründung: Der Schritt würde die lokale Wirtschaft wiederbeleben und Hongkong - damals eine britische Kronkolonie - vor den Einflüssen Chinas schützen. Der Dozent sprach demnach davon, dass Hongkong "keine Zukunft an seinem derzeitigen Standort" habe, wie es hieß. Fergusson, Beamter im Nordirlandbüro, schrieb daraufhin an einen Kollegen im Außenamt, man sehe zu diesem Zeitpunkt "echte Vorteile dabei, den Vorschlag ernst zu nehmen".

In einer sarkastischen Antwort von Snoxell, der in der für Irland zuständigen Behörde tätig war, bekam Fergusson aber zu hören: "Meine anfängliche Reaktion (...) ist, dass der Vorschlag nützlich sein könnte in dem Ausmaß, dass die Ankunft von 5,5 Millionen Chinesen in Nordirland die einheimischen Leute veranlassen könnte, ihr Heimatland für eine Zukunft woanders zu verlassen." Snoxell fügt hinzu: "Wir sollten nicht die Gefahr eines Massenexodus von Bootsflüchtlingen in Richtung Südostasien unterschätzen."

(ap)
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