Norwegischer Massenmörder Breiviks Vater befürchtet weitere Radikalisierung seines Sohns

Oslo · Selbstkritk und Warnung: Der Vater des norwegischen Terroristen Anders Behring Breivik befürchtet eine weitere Radikalisierung seines Sohns im Gefängnis.

 Jens Breivik bei der Vorstellung seines Buches "Meine Schuld?".

Jens Breivik bei der Vorstellung seines Buches "Meine Schuld?".

Foto: dpa, tb mb

"Ich glaube, er wird extremer und extremer. Vielleicht wird er auch gefährlicher", sagte Jens Breivik am Donnerstag bei der Vorstellung seines Buchs "Meine Schuld?". Er wünsche sich im Nachhinein, er wäre mehr für seinen Sohn dagewesen. "Wenn ich mehr Kontakt mit ihm gehabt hätte, wenn ich ein besserer Vater gewesen wäre, dann wäre er vielleicht heute ein anderer Mensch."

Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet. Er sitzt inzwischen eine mindestens 21-jährige Haftstrafe ab. Sein Vater ist ein pensionierter norwegischer Diplomat. Er hatte sich von seiner Frau scheiden lassen, als Anders ein Jahr alt war. Danach sah er seinen Sohn nach eigenen Angaben drei bis vier Mal im Jahr. Als sein Sohn 16 geworden sei, hätten sie jeden Kontakt verloren.

"Ich hätte ihn in eine positive Richtung beeinflussen können. Aber es passierte nicht,", sagte Jens Breivik. Er hoffe, sein Sohn werde Reue zeigen. Breivik erzählte, er habe einen Gefängnisbesuch in Oslo bei seinem Sohn beantragt. Der verurteilte Rechtsextremist habe ihn aber abblitzen lassen. In einem Brief habe er geschrieben, sein Vater müsse die "faschistische" Ideologie übernehmen, um Kontakt zu bekommen. "Der Brief hat mich erschreckt", sagte Jens Breivik.

Er denke viel an die Opfer der Attentate, fügte er leise und mit manchmal brüchiger Stimme hinzu. "Ich wünschte, ich könnte anstelle von Anders um Vergebung bitten." Es sei für ihn unfassbar, dass sein eigener Sohn so etwas habe tun können. "Ich werde es niemals verstehen."

In Briefen an Medien hatte Anders Behring Breivik Mitte August erklärt, er habe seinen bewaffneten Kampf aufgegeben und Vertrauen in die Demokratie zurückerlangt, nachdem die von den Nazis inspirierte Partei Goldene Morgenröte in Griechenland Erfolg gehabt habe. Breivik schrieb, er wolle aus dem Gefängnis heraus seine eigene faschistische Partei gründen.

Sein Herz weine angesichts der Barbarei, die er betrieben habe, schrieb er. Aber er sei vor allem deshalb traurig, weil die Barbarei in dem Kampf für die Demokratie nützlich sei. Er sei vorbereitet darauf, sich bei den Familien der Opfer zu entschuldigen, aber erst nachdem der "politische Ausschluss" von Faschisten in Norwegen beendet werden.

(ap)
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