Norwegischer Massenmörder Breivik "lobt" die Polizei für Einsatz auf Utoya

Oslo · Ausgerechnet der Massenmörder Anders Behring Breivik hat die norwegische Polizei für ihren viel kritisierten Einsatz zur Beendigung seines Massakers auf der Insel Utøya mit 69 Toten gelobt.

Die Eckdaten zum Breivik-Prozess
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"Generell muss man sagen, dass sie (die Polizei) sich optimal eingesetzt hat, wenn man bedenkt, dass es die Zeit der Sommerferien und außerdem später Freitagnachmittag war", sagte Breivik nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB am Freitag vor dem Osloer Gericht zum späten Eingreifen der herbeigerufenen Antiterroreinheit.

Zuvor hatte die Gerichtsvorsitzende Wenche Elizabeth Arntzen kritische Fragen zum Polizeieinsatz auf der Insel Utøya gestoppt. Sie unterband wiederholt Nachfragen einer Anwältin der Hinterbliebenen und Überlebenden des Massakers an Polizisten im Zeugenstand. Diese sollten sich zu den starken Verzögerungen vor der Festnahme Breiviks am 22. Juli letzten Jahres äußern.

Der rechtsradikale Islamhasser hatte dabei in etwas mehr als 70 Minuten 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet, ehe Angehörige der norwegischen Antiterror-Einheit ihn festnehmen konnten. Warum deren Transport vom 40 Kilometer entfernten Oslo auf die Insel durch Pannen massiv verzögert wurde, soll auch eine von der Regierung eingesetzte "22.-Juli-Kommission" untersuchen.

Mörder rief selbst Polizei an

Breivik hatte vor seiner Festnahme selbst die Polizei angerufen und angeboten, aufzugeben. Als niemand kam, um ihn festzunehmen, setzte er sein Töten fort. Die Anwältin Mette Yvonne Larsen kündigte nach der von der Richterin unterbrochenen Zeugenbefragung im Sender NRK an, dass sie sich mit der Begrenzung ihrer Fragen "nicht abfinden" werde.

Der 33- jährige Täter hatte kurz vor dem Massaker auf Utøya mit einer im Osloer Regierungsviertel versteckten Autobombe acht Menschen getötet. Er ist geständig, aber nicht reuig. Zur Planung des Massakers sagte er nach NTB-Angaben: "Ich habe die Antiterror-Regeln, Waffen und Reaktionszeiten studiert, um Konfrontationen zu vermeiden und den Auftrag ausführen zu können, ehe die Polizei erscheinen würde."

Als entscheidende Frage beim Prozess gegen Breivik gilt die Gerichtsentscheidung über seine Zurechnungsfähigkeit.

(dpa)
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