Brände am Amazonas Brasiliens Armee startet „beispiellosen“ Großeinsatz

Porto Velho/Biarritz · Die brasilianische Armee hat mit der Bekämpfung der massiven Waldbrände im Amazonas-Regenwald begonnen. Rund 44.000 Soldaten seien für die „beispiellose“ Aktion abgestellt worden, teilte Verteidigungsminister Fernando Azevedo mit.

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Verheerende Waldbrände im Amazonas-Regenwald

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Foto: dpa/Christian Niel Berlinck

Einheiten seien zudem zu sechs brasilianischen Staaten unterwegs, die Bundeshilfe für die Eindämmung der Flammen angefordert hatten. Dabei handelt es sich um Roraima, Rondonia, Tocantins, Para, Acre und Mato Grosso.

Das Justizministerium hat zudem eine Entsendung von Bundespolizisten in die Brandgebiete angekündigt. Dort sollen sie örtliche Stellen und sowie den Kampf gegen „illegale Rodungen“ unterstützen.

Der erste Militäreinsatz mit 700 Soldaten gilt der Region Porto Velho, der Hauptstadt von Rondonia, wie Azevedo sagte. Dort sollen die Streitkräfte mithilfe zweier Löschflugzeuge vom Typ C-130 Hercules bis zu 12.000 Liter Wasser über den Flammen abwerfen. Am Freitag hatte ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beim Überflug der Region Porto Velho viele schon gerodete Gebiete gesehen, die offenbar Personen niedergebrannt hatten, die Ackerland freiräumen wollten. Riesige Rauchwolken stiegen aus einem der Brandherde auf.

Die Militäroperation folgte auf massive Kritik an dem Umgang der brasilianische Führung mit der Katastrophe. Schutzmaßnahmen für den Regenwald hatte Präsident Jair Bolsonaro unlängst als Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes bezeichnet. Ländereien auch in Naturschutzgebieten wolle er für Rinderweiden und Sojafarmen nutzbar machen, hatte er erklärt. Einige NGOs, Umweltschützer und Forscher machen Bolsonaros Politik für die zunehmende Abholzung des Regenwaldes verantwortlich.

Unter wachsendem internationalen Druck lenkte Bolsonaro schließlich ein und ordnete am Freitag den Militäreinsatz im Amazonas-Regenwald sowie eine Verfolgung von Brandstiftern an. Tags darauf zeigte er sich bemüht, die internationalen Sorgen zu zerstreuen. Bereits gerodete Gebiete seien verbrannt, die intakten Areale im Regenwald aber verschont geblieben. Die Lage normalisiere sich, sagte Bolsonaro vor Reportern. Er habe „mit jedem“ über das Problem gesprochen, darunter US-Präsident Donald Trump, Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez und etlichen lateinamerikanischen Staatschefs.

Dennoch gehört die Lage im Amazonas-Regenwald zu den dringlichen Themen beim G7-Gipfel im französischen Biarritz, der am Samstag begann. „Zunächst müssen wir Brasilien und anderen Ländern helfen, diese Feuer zu löschen“, erklärte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron. Ziel sei es, „diesen Wald zu bewahren“. Denn die Welt brauche ihn, weil er ein „Schatz unserer Artenvielfalt“ und dank des von ihm erzeugten Sauerstoffs und absorbierten Kohlenstoffs von Bedeutung für das Klima sei, ergänzte Macron.

Bundeskanzlerin Angela Merkel pflichtete ihm bei. Die Gruppe der G7 dürfe nicht schweigen und sollte beraten, wie man mit dem Löschen der Brände helfen könne.

Anders als Frankreich hält Merkel Wirtschaftspolitik aber offenbar nicht für das geeignete Druckmittel im Umgang mit Brasilien. Ein Handelsabkommen der Europäischen Union mit dem Mercosur-Bündnis zu behindern, helfe nicht dabei, die Zerstörung des Regenwalds in Brasilien einzudämmen, teilte die Bundesregierung am Samstag in einer E-Mail mit. Der Pakt enthalte ein „ehrgeiziges“ Kapitel zum Thema Nachhaltigkeit und bindende Regeln zum Klimaschutz. Den Deal nicht abzuschließen, sei daher nicht die „angemessene“ Reaktion auf das aktuelle Geschehen.

Macron hatte am Freitag gedroht, den Mercosur-Handelspakt auf Eis zu legen. Dem Mercosur-Bündnis gehören neben Brasilien auch Argentinien, Paraguay und Uruguay an. Irland schloss sich der Drohung an.

 Tausende Waldbrände wüten derzeit am Amazonas.

Tausende Waldbrände wüten derzeit am Amazonas.

Foto: dpa/Leo Correa

Waldbrände in der jährlichen Trockensaison sind in Brasilien häufig, doch in diesem Jahr besonders weit verbreitet. Örtliche Experten gaben deren Zahl für das laufende Jahr im ganzen Land mit fast 77.000 an - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 85 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte dieser Brände sind in der Amazonas-Region aufgetreten.

(mro/AP)
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