Feuer in Russland noch nicht gelöscht Brand nahe Atomanlage weitet sich aus

Moskau (RPO). Rund um die russische Atomforschungsanlage in Sarow haben sich die Waldbrände gefährlich ausgebreitet. Die Rettungskräfte seien angewiesen worden, rund um die Uhr zu arbeiten, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen, sagte der Chef des Katastrophenschutzes der Region Mordwinien, Wjatscheslaw Kormilizyn, am Freitag. Nach langersehntem Regen konnten die Moskauer hingegen erstmals seit Wochen ein bisschen aufatmen.

Wladimir Putin fliegt Löschflugzeug
11 Bilder

Wladimir Putin fliegt Löschflugzeug

11 Bilder

"Ein Feuer, das östlich des Naturschutzgebiets nach einem Blitzeinschlag in eine Kiefer ausgebrochen war, hat sich vergrößert und ist mittlerweile eine Gefahr", erklärte Kormilizyn. Der brennende Naturpark der Region Mordwinien liegt südöstlich von Sarow, das zur Region Nischni Nowgorod gehört. Rund 2600 Feuerwehrleute waren dort im Einsatz.

Landesweit wüteten am Freitag noch mehr als 500 Brandherde auf einer Fläche von knapp 65.000 Hektar, wie das Katastrophenschutzministerium mitteilte. Laut Regierung zerstörten die Flammen bislang hunderttausende Hektar Land und ein Viertel der Getreideernte. Die USA kündigten an, Geräte und anderes Material zum Einsatz nach Russland zu fliegen.

In der Nacht zu Freitag ging in Moskau zum ersten Mal seit Wochen anhaltender Regen nieder und kühlte die Luft ein wenig ab. Auch der dichte Smog und Rauch der Torf- und Waldbrände im umliegenden Gebiet verschonte die Stadt zeitweise.

Indes wuchs die Kritik am Krisenmanagement der Regierung, die noch immer keine aktuellen Opferbilanzen veröffentlichte. Die Moskauer Behörden erklärten zwar, im Juli habe es rund 5000 mehr Tote gegeben als im Vorjahreszeitraum, die Regierung wollte diese Zahlen aber nicht kommentieren.

Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte mehrere Ärzte mit den Worten, sie hätten Anweisung bekommen, "Hitzschlag" nicht mehr als Todesursache anzugeben. Die Polizei löste zudem eine Demonstration von mehreren dutzend Menschen gegen den Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow auf, der ebenfalls für sein Krisenmanagement kritisiert wird.

Zudem wurde über Webcams gestritten, deren Einrichtung Regierungschef Wladimir Putin angeordnet hatte, um den Wiederaufbau der bei Waldbränden zerstörten Dörfer zu verfolgen. Der Vize-Minister für Regionalentwicklung, Konstantin Korolewski, klagte laut Nachrichtenagentur Interfax darüber, dass die Kameras nur Wiesen und Felder, aber keine Bauarbeiten zeigten. Putin hatte angeordnet, dass Webcams den Fortgang des Wiederaufbaus in Echtzeit in sein Büro, seine Wohnung und auf seine Website übertragen.

Es sei "nicht immer klar, dass tatsächlich gearbeitet wird, und ob dies nach Plan geschieht", sagte Korolewski. Das zuständige Informationsministerium konterte, die Kameras seien einfach schneller installiert worden, als die Arbeiten begonnen hätten.

(apd/awei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort