Katastrophe im Golf von Mexiko BP will Riesenzange über Öl-Leck bringen

Pittsburgh (RPO). Der britische Ölkonzern BP will am Donnerstag den nächsten Versuch zur Eindämmung der Ölpest im Golf von Mexiko starten. Nach dem Fehlschlag mit einer ferngesteuerten Säge, die unter Wasser die leckende Steigleitung durchtrennen sollte, wollten BP-Experten das Rohr nun mit einer riesigen Zange durchtrennen.

Obama besucht die von der Ölpest verseuchte US-Küste
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Das kündigte der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, im Fernsehsender ABC an. Er beschrieb die Vorrichtung als "große Schere, die hydraulisch betrieben wird".

Auf die abgesägte Leitung sollte dann eine Art Trichter aufgestülpt werden, die das weiterhin austretende Öl abpumpen soll. Der Trichter sei bereits über dem Öl-Leck in Stellung, sagte Allen. "Sobald der Schnitt gemacht wird, wird er abgesenkt", sagte er weiter.

Zunächst hatten die BP-Ingenieure versucht, das Rohr mit einer diamantbesetzten Säge zu durchtrennen. Die über Roboter ferngesteuerte Säge war aber am Mittwoch in dem Rohr stecken geblieben. Der Einsatz der Zange hat gegenüber der Präzisionssäge den Nachteil, dass die Schnittkante an dem Rohr weniger glatt ausfallen dürfte. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass zwischen dem Rohr und dem Trichter weiteres Öl austritt.

Hayward entschuldigt sich

Der Chef des Energiekonzerns BP, Tony Hayward, entschuldigte sich auf Facebook dafür, dass er am Sonntag erklärt hatte, er wolle "sein vorheriges Leben zurückbekommen". Die Formulierung, "sein Leben zurückzubekommen", war vor allem von den Angehörigen der elf bei der Explosion getöteten Ölarbeiter als kränkend empfunden worden.

Seine Worte seien "verletzend und rücksichtslos" gewesen, schreibt Hayward auf Facebook. "Als ich meine Worte kürzlich las, war ich entsetzt. Ich möchte mich entschuldigen, vor allem bei den Familien der elf Männer, die bei diesem tragischen Unfall ihr Leben verloren haben", schreibt Hayward. Die Aussagen seien nicht repräsentativ für das, was er oder die Mitarbeiter von BP dächten, fügte er hinzu.

Er hatte am Sonntag in einem Interview im Fernsehsender NBC die Anwohner der Katastrophenregion um Entschuldigung gebeten und gesagt: "Niemand wünscht ein Ende dieser Geschichte mehr als ich; ich möchte mein vorheriges Leben zurückbekommen."

Hayward räumte zudem ein, dass BP auf das Leck am Meeresgrund nicht vorbereitet war. "Es stimmt ohne Zweifel, dass wir nicht die Werkzeuge hatten, die in einen Werkzeugkasten gehören", sagte Tony Hayward der "Financial Times". Kurz zuvor war ein neuerlicher Versuch, das Leck zu schließen, an technischen Schwierigkeiten gescheitert.

Teuerster Unfall in US-Geschichte

Das Ölleck im Golf von Mexiko wird von der US-Regierung mittlerweile als schwerste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA eingestuft. Am Mittwoch (Ortszeit) war ein Versuch gescheitert, mit Unterwasserrobotern die defekte Steigleitung abzusägen, um dann das Öl abzupumpen. Die ferngesteuerte Säge war in der Leitung steckengeblieben.

Vorerst will Washington nun doch alle Öl-Bohrungen im Golf von Mexiko blockieren. "Bis auf weiteres" würden keine Bohrungen mehr gestattet, teilte die Regulierungsbehörde Minerals Management Service (MMS) am Donnerstag mit. Tags zuvor hatte die wegen ihrer Nähe zur Industrie in die Kritik geratene Behörde erstmals seit Beginn der Ölpest wieder eine Genehmigung für Bohrungen im Golf von Mexiko erteilt.

Die Kosten für die Beseitigung der Schäden durch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind inzwischen auf mehr 123 Millionen Dollar (100 Millionen Euro) gestiegen. Damit ist das Unglück auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vom 20. April zum teuersten Ölunfall in der Geschichte der USA geworden.

Nach der Havarie des Tankers "Exxon Valdez" 1989 beliefen sich die Kosten zur Beseitigung der Schäden auf 121 Millionen Dollar. Dabei ist allerdings die Inflation nicht miteinberechnet, wie das National Pollution Funds Center mitteilte, das Geld aus den Steuern der Ölkonzerne zur Beseitigung möglicher Schäden verwaltet.

Die US-Küstenwacht mobilisiert derweil weitere Kräfte im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko, die inzwischen bis vor die Küste von Florida reicht. Mitarbeiter, Schiffe und Hubschrauber seien zur Golfküste geschickt worden, erklärte der Kommandeur der US-Küstenwacht, Admiral Thad Allen. Die Boote sollten beim Auslegen von Ölsperren die die Hubschrauber beim Aufspüren von Ölschlieren auf dem Wasser helfen, sagte Allen.

(apd/AFP/das)
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