Nahende Hurrikan-Saison erschwert Operation BP will Bohrloch binnen drei Wochen stopfen

New Orleans (RPO). Der Ölkonzern BP will das lecke Bohrloch am Meersboden im Golf von Mexiko schneller schließen als bislang geplant. Zieldatum sei firmenintern nun der 27. Juli, an dem der Quartalsbericht des Unternehmens fällig wird. Die US-Regierung forderte von BP derweil Einblick in sämtliche wichtige Geschäftsvorgänge.

Das "Wall Street Journal" zitierte Dudley mit den Worten: "In einer perfekten Welt ohne Unterbrechungen wäre es möglich, das Loch zwischen dem 20. und 27. Juli zu stopfen." Bislang hatte BP einen Termin Mitte August anvisiert; bis dahin sollten zwei Entlastungsbohrungen die Quelle zum Versiegen bringen. Der Zeitung zufolge warnte Dudley aber, dass die nahende Hurrikan-Saison den Zeitplan durcheinander bringen könnte; bei schlechtem Wetter wäre es "unwahrscheinlich", dass das Loch vor Vorlage des Quartalsberichts gestopft wird.

Wie erst jetzt bekannt wurde, forderte das US-Justizministerium den Ölkonzern in einem Schreiben am 23. Juni zu weitreichender Transparenz gegenüber der Regierung in Washington auf. BP solle die US-Regierung künftig über sämtliche wichtigen Geschäftsvorgänge informieren, die die Fähigkeit des Konzerns zu Ausgleichszahlungen für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko beeinträchtigen könnten, heißt es darin.

Kosten von bis zu 80 Milliarden Euro

Das britische Unternehmen solle der US-Regierung fortan "frühzeitig Nachricht von jeder bedeutenden Unternehmensaktivität geben, die in Verbindung zur Organisation, Struktur und der finanziellen Situation von BP" stehe, erklärte das US-Justizministerium in dem Schreiben. Diese Aufforderung sei angesichts des Ausmaßes der Ölkatastrophe und der Rolle von BP in diesem Zusammenhang "angemessen".

Das US-Justizministerium forderte BP in dem Schreiben auf, ihm bedeutende Geschäfte 30 Tage im Vorfeld mitzuteilen. Dazu gehören dem Brief zufolge Änderungen in der Unternehmensstruktur, Unternehmenszukäufe oder Verkäufe von Unternehmensteilen sowie bedeutende Ausgaben wie Dividendenzahlungen, Aktienrückkäufe oder Abfindungen für Manager.

Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe habe die US-Regierung ein "erhebliches Interesse" an der Finanzkraft von BP für den Fall, dass es zu einer Verurteilung in den USA komme. Die US-Regierung forderte BP in diesem Zusammenhang auf, ihr monatlich Bericht über die finanzielle Situation des Unternehmens zu erstatten.

BP bestätigte den Erhalt des Schreibens. Ein Unternehmenssprecher wollte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu äußern, ob der Konzern der Aufforderung Folge leisten wird. BP kämpft seit Wochen mit den Folgen des Untergangs seiner Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Diese war am 20. April explodiert, wobei elf Arbeiter ums Leben kamen. Zwei Tage später sank sie, seitdem strömen täglich Millionen Liter Öl ins Meer. Es ist die größte Ölkatastrophe in der US-Geschichte. Experten schätzen, dass die Katastrophe den Konzern insgesamt bis zu hundert Milliarden Dollar (80 Milliarden Euro) kosten wird.

(AFP/nbe)
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