Ölpest im Golf von Mexiko BP pumpt erstmals Öl ab

New Orleans (RPO). Bei der Bekämpfung der Ölpest im Golf von Mexiko scheint es einen ersten, kleinen Erfolg zu geben: Es ist dem britischen Ölkonzern BP nach eigenen Angaben erstmals gelungen, Öl und Gas durch ein langes Rohr vom Meeresboden abzusaugen. Der größte Teil des Öls könne nun aufgefangen werden.

Ölpest: Experiment mit Stahlbetonglocke gescheitert
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Das Öl, das durch das gut anderthalb Kilometer lange Rohr abgepumpt wurde, sei auf dem Schiff "Discoverer Enterprise" gelagert, das Erdgas sei an Bord kontrolliert abgefackelt worden, teilte BP am Sonntag in New Orleans mit. Es wurden keine Angaben dazu gemacht, wie viel Öl und Gas aus dem Bohrloch am Meeresboden abgesaugt wurde.

BP hatte den Einsatz den Angaben zufolge über Nacht abbrechen müssen, weil das Rohr sich gelöst hatte. Dies sei "enttäuschend", aber nicht ungewöhnlich, weil die Arbeit in so großer Tiefe schwierig sei, erklärte der Konzern. Die Techniker des Unternehmens inspizierten das System und ließen das Rohr wieder zu dem lecken Bohrloch herab.

Ingenieure hatten drei Tage daran gearbeitet, das Rohr in 1.600 Metern Tiefe an die Leitung anzuschließen. Mit ferngesteuerten Untersee-Robotern gelang es nun, das 15 Zentimeter dicke Rohr mitsamt einer Dichtung in die 53 Zentimeter breite Leitung zu stecken. Zuvor waren mehrere Versuche gescheitert, das Bohrloch zu verschließen oder das austretende Öl abzupumpen.

Parallel dazu begann das Unternehmen mit einem umstrittenen Verfahren, das Öl direkt am Leck mit Chemikalien zu zersetzen. In der kommenden Woche wollen Experten dann versuchen, das größere der beiden Lecks mit Gummi- und Faser-Müll zu stopfen und zuzubetonieren. BP hofft, dass eine der Übergangslösungen funktionieren wird, bis ein Entlastungsbohrloch zur Verringerung des Ölflusses fertiggestellt ist. Dies wird noch mindestens zwei Monate dauern.

Der Wettlauf mit der Zeit wurde immer verzweifelter: Seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor mehr als drei Wochen fließen täglich mindestens 800.000 Liter Öl in den Golf, erste Ölklumpen erreichten bereits Strände in den drei Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama.

Riesige Ölfahnen unter der Wasseroberfläche

Neben der sichtbaren Verschmutzung auf der Meeresoberfläche gibt es darunter auch riesige Ölfahnen mit bis zu 16 Kilometern Länge und 1,6 Kilometern Breite, wie die Meereswissenschaftlerin Samantha Joye am Samstag mitteilte. "Es könnte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis sich das System von der Einleitung solch großer Mengen Öl und Gas erholt."

Trotz der Umweltkatastrophe wird es nach Ansicht von BP-Chef Tony Hayward auch in Zukunft Ölbohrungen in großen Meerestiefen geben. Genauso wenig wie das Unglück von Apollo 13 zum Ende der Raumfahrt geführt habe oder schwere Flugzeugunglücke die Menschen abgehalten hätten, weiter zu fliegen, werde das Ölleck zum Ende der Suche nach Ölfeldern in tiefen Gewässern führen, sagte Howard am Samstag in einem BBC-Interview.

(AFP/APN/ndi)
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