Auf US-Flughafen Boeing mit Soldaten aus Guantanamo rutscht bei Landung in Fluss

Jacksonville · Vom Marinestützpunkt Guantánamo sollte es für Soldaten und ihre Angehörigen zurück in die USA gehen. Die Landung in Florida werden sie wohl nie vergessen. Wie durch ein Wunder kamen keine Menschen ums Leben.

Horrorlandung mit glimpflichem Ausgang: Ein vom US-Militär gecharterter Passagierjet vom Typ Boeing 737 ist in Jacksonville (Florida) bei schlechtem Wetter von der Landebahn in einen Fluss gerutscht. Alle 142 Menschen an Bord der Chartermaschine von Miami Air International überlebten - nur für einige Haustiere im Bauch der Boeing gab es keine Rettung. 21 Menschen wurden in Krankenhäusern behandelt. Es handelte sich aber nach Behördenangaben durchweg um minderschwere Verletzungen.

Die Ursache des Unglücks am Freitagabend war zunächst unklar. Die US-Luftsicherheitsbehörde NTSB untersucht den Fall und hat nach Angaben der US-Navy inzwischen den Flugdatenschreiber sichergestellt. Noch nicht in den Händen der Ermittler ist der Stimmenrekorder aus dem Cockpit. Um diesen zu bergen, müsse das Flugzeugwrack erst bewegt werden, sagte der Vizechef der Flugsicherheitsbehörde, Bruce Landsberg.

Ein technischer Fehler an der 18 Jahre alten und bisher unfallfrei geflogenen Maschine steht derzeit nach Angaben der Flugsicherheitsbehörde nicht im Vordergrund der Untersuchungen. Als mögliche Ursachen für den Unfall kommen vor allem schlechtes Wetter, stehendes Wasser auf der Landebahn und menschliches Versagen in Frage. Landsberg erklärte, die Landebahn in Jacksonville verfüge nicht - wie andernorts üblich - über Ablaufschlitze im Asphalt, die für einen schnelleren Abtransport des Regenwassers bei heftigen Niederschlägen sorgen.

Zum Zeitpunkt der Landung habe es ein Gewitter und Blitze gegeben, hieß es vom Militärflughafen. Man sei froh, dass nichts Schlimmeres passiert sei und es keine Todesopfer gegeben habe. „Ich denke, es ist ein Wunder“, sagte ein Sprecher. Die Betroffenen würden psychologisch betreut. Die Maschine hatte Passagiere vom US-Stützpunkt Guantánamo nach Florida gebracht - vor allem Soldaten und ihre Angehörigen, wie der Flughafen mitteilte. Gegen 21.40 Uhr (Ortszeit) sei der Flieger am Ende der Landebahn auf eine Uferbefestigung geprallt und in den St.-Johns-Fluss gestürzt.

Der Flugzeughersteller Boeing teilte mit, man habe um Informationen gebeten und wolle den Fall untersuchen. Boeing war zuletzt wegen zweier tödlicher Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max in die Schlagzeilen geraten. Auch vom größeren „Dreamliner“ wurden Probleme berichtet.

„Als wir nach unten gingen, hatten wir eine richtig harte Landung“, sagte die Mitreisende Cheryl Bormann dem Sender CNN. „Und dann hüpfte das Flugzeug und kreischte und hüpfte wieder.“ Der Pilot habe das Flugzeug nicht beherrschen können, meinte sie. „Er versuchte, die Maschine unter Kontrolle zu bekommen, aber schaffte es nicht.“

Dann habe es einen Schlag gegeben. Die Sauerstoffmasken seien aus der Decke gekommen und Gegenstände durch die Kabine geflogen - Laptops, Telefone, Geldbörsen, Ausweise. „Wir waren im Wasser, aber wir wussten nicht, wo, ob es ein Fluss oder das Meer war“, beschrieb sie die Situation nach der Landung. Über eine der Tragflächen und ein aufblasbares Rettungsfloß sei es schließlich mit Hilfe von Feuerwehrleuten ans sichere Ufer gegangen.

Schon als das Flugzeug auf Kuba angekommen sei, hätten die aussteigenden Reisenden über eine nicht funktionierende Klimaanlage geklagt, sagte sie CNN auch. „Alle waren insgesamt ziemlich missmutig.“ Keiner der einsteigenden Passagiere habe daher Lust auf den Flug gehabt. „Wir sind trotzdem eingestiegen.“

Die 737 ist das erfolgreichste Modell des US-Konzerns Boeing und die meistverkaufte Passagiermaschine der Welt. Einem Bericht des Senders ABC News zufolge hatte das Verteidigungsministerium das Flugzeug gechartert. Von dem Flughafen des Marinestützpunktes auf Kuba fliegen in der Woche nur wenige Maschinen ab. Oft haben sie Soldaten und Angehörige an Bord, die das Festland besuchen.

Der Marinestützpunkt ist vor allem bekannt, weil dort das umstrittene Gefangenenlager angesiedelt ist, das die US-Regierung nach den Anschlägen vom 11. September 2001 errichtete, um mutmaßliche Terroristen festzuhalten. Das Lager ist aber nur ein Teil der weitaus größeren und älteren Marinebasis.

Der Bürgermeister von Jacksonville schrieb auf Twitter, Rettungskräfte arbeiteten daran, das Kerosin im Wasser unter Kontrolle zu bringen. Er erklärte auch, dass das Weiße Haus nach dem Vorfall Hilfe angeboten habe.

Die Polizei veröffentlichte Fotos vom Ort des Geschehens mit dem Flugzeug im Wasser. Sie erinnern an einen noch weit spektakuläreren Vorfall vom Januar 2009: Damals musste nur drei Minuten nach dem Start auf dem New Yorker Flughafen La Guardia ein Airbus A320 der Gesellschaft US Airways auf dem Hudson River notlanden. Alle 155 Menschen an Bord überlebten. Die meisterhafte Leistung des Flugkapitäns Chesley „Sully“ Sullenberger wurde als „Wunder vom Hudson“ gefeiert - und später mit Tom Hanks in der Hauptrolle verfilmt

(mja/dpa)
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