Nach 50 Jahren Ehe in Pakistan Blutiger "Ehrenmord" fordert sechs Todesopfer

Islamabad · 50 Jahre nach ihrer Liebesheirat ist ein pakistanisches Paar einem "Ehrenmord" zum Opfer gefallen, weil die Familie der Frau gegen die Verbindung war.

Das Paar und vier seiner Kinder sind von einem Sohn der Frau aus erster Ehe getötet worden. Der Täter habe gemeinsam mit dem früheren Schwager der Frau Rache dafür nehmen wollen, dass diese ein zweites Mal geheiratet hatte, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Eine 13-jährige Tochter des Paares wurde bei dem "Ehrenmord" am Dienstagabend in der zentral gelegenen Stadt Jhang schwer verletzt und rang in einem Krankenhaus um ihr Leben.

Die etwa 60-jährige Ghulam Fatima habe "den Mann ihrer Wahl" geheiratet, nachdem ihr erster Ehemann vor mehr als 30 Jahren gestorben war, sagte Polizeisprecher Allah Ditta der Nachrichtenagentur AFP. Sie und ihr neuer Mann hätten nach der Heirat ihre Heimatregion Khyber-Pakhtunkhwa verlassen, da sie Drohungen der Familie des verstorbenen Mannes erhalten hatten. In der Region im Nordwesten des südasiatischen Landes ist eine erneute Heirat von Frauen verpönt, insbesondere wenn die Frau ihren neuen Mann selbst wählt.

Ditta sagte, die Familie des ersten Mannes habe nach Fatimas Flucht zunächst erfolglos nach ihr gesucht und sie schließlich doch in ihrer neuen Heimat in der Provinz Punjab aufgespürt. Ihr Sohn und dessen Onkel seien am Montag zu ihrem Haus gekommen und als Gäste empfangen worden. "Sie blieben bis Dienstagnacht, als sie Fatima, ihren Ehemann und vier Kinder mit einer Axt erschlugen", sagte der Polizeisprecher.

Ein weiterer Polizist sagte, Fatimas Sohn sei noch auf der Flucht, der Onkel habe jedoch mittlerweile festgenommen werden können. Die Leichen der Eheleute sowie ihrer zwei erwachsenen Töchter und die eines Mädchen und eines Jungen befinden sich nach Angaben des Krankenhauses bereits im Leichenschauhaus. Vier weitere Kinder des Paares überstanden den Angriff auf die Familie unbeschadet.

In Pakistan werden die meisten Ehen von den Familienältesten bestimmt. Paare, die eine eigene Partnerwahl treffen, werden immer wieder zum Opfer ihrer Verwandten. Dass ein sogenannter "Ehrenmord" nach so langer Zeit ausgeübt wird, ist jedoch ungewöhnlich.

(dpa/AFP)
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