Amokläufer tötet 32 Menschen und sich selbst Blutbad auf dem Campus

Washington (RP). 33 Tote und eine Nation in tiefster Bestürzung: Das ist die Bilanz des bislang schlimmsten Amoklaufs in der Geschichte der USA. Schauplatz des Dramas ist eine Kleinstadt-Universität.

Mehr als 30 Tote bei Amoklauf
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Mehr als 30 Tote bei Amoklauf

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Foto: AP

Mit Fassungslosigkeit und Entsetzen reagierten gestern viele Amerikaner, nachdem bei dem schlimmsten Amokläufe der US-Geschichte 33 Menschen ums Leben gekommen waren, darunter auch der Täter. Nach Informationen der Universitäts-Polizei soll er allein die Morde auf dem Gewissen haben.

Am Morgen, um 7.15 Uhr Ortszeit, ging bei der Polizei der erste Notruf ein. Jemand meldete Schüsse aus West Ambler Johnston, einem Wohnheim der Virginia Tech University in Blacksburg. In dem Haus sind 895 Studenten untergebracht. Nach ihrem Eindruck sei nur im vierten Stockwerk geschossen worden, sagte Aimee Kanode, ein 19 Jahre alter Studienanfänger, dem Fernsehsender CNN.

Was genau geschah konnten selbst viele, die in dem Internat wohnen, allenfalls bruchstückhaft beschreiben. "Wir wurden aufgefordert, die Zimmer nicht zu verlassen", so Kanode. "Es hieß: Bleibt in den Zimmern, bis wir euch Näheres sagen. Wir saßen alle vor unseren Computern, surften im Internet und versuchten herauszufinden, was eigentlich passiert war."

Andere Szenen, Szenen voller Dramatik, beschrieb Amie Steele, die Chefredakteurin der Universitätszeitung. Sie sprach von Massenchaos und zitierte einen ihren Reporter: "Viele Leute rennen völlig aufgelöst in der Gegend herum, wie Verrückte. Die Polizei versucht, sie zu beruhigen und die Lage unter Kontrolle zu bringen". Zwei Studenten hätten sich beim Sprung aus dem Fenster verletzt, einer der beiden habe sich den Knöchel gebrochen.

Während die meisten voller Angst auf dem Boden kauerten, weit weg von den Fenstern, um möglichst sicher zu sein, kam aus einem anderen Gebäude die nächste Hiobsbotschaft. Aus der Norris Hall, einem Haus der naturwissenschaftlichen Fakultät, das auf der entgegengesetzten Seite des Campus liegt, ertönte erneut das Geräusch von Schüssen - zwei Stunden später. Es könnte derselbe Amokläufer gewesen sein, der zuvor schon das Wohnheim in Angst und Schrecken versetzt hatte, meinten Ermittler zunächst. Aber auch ein zweiter Täter kommt in Frage.

In dem Chaos, das über das sonst so stille Städtchen Blacksburg hereinbrach, wusste zunächst niemand Genaueres zu sagen, auch nicht die Polizei. Einer ihrer Sprecher hatte zunächst mitgeteilt, der Schütze, der als Erstes in das Internat eindrang, sei verletzt worden. Später hieß es, nein, er sei tot.

Charles Steger, der Rektor, trat mit aschfahlem Gesicht vor die Mikrofone: "Heute wurde die Universität von einer Tragödie getroffen, die monumentale Ausmaße hat. Die Universität ist schockiert und entsetzt."

Kristyn Heiser, eine 20-Jährige, war völlig überrascht, als sie gegen halb zehn im Vorlesungssaal saß und bemerkte, wie draußen Uniformierte mit gezogenen Waffen übers Gelände rannten. "Es war wie: Was? Was geht hier vor?", sagte Heiser. "Blacksburg ist eine eintönige Stadt, wo nicht viel passiert. Es ist sonst ziemlich langweilig hier." Matt Waldron hörte Musik, so dass er nichts mitbekam von der Schießerei. Erst, als er sah, wie Polizisten hinter Bäumen in Deckung gingen, schreckte er hoch.

Bis auf weiteres ist der Lehrbetrieb an der Virginia Tech eingestellt, die 26.000 Studiosi haben keine Ahnung, wie lange die Zwangspause dauert. Nach Berichten amerikanischer Zeitungen war die Universität schon früher Schauplatz von Gewalt.

Im August soll sich ein entlaufener Gefängnisinsasse auf ihrem Gelände versteckt haben. Der Angestellte eines Wachdienstes und ein Polizist wurden getötet, bevor der Mann festgenommen werden konnte.

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