Afghanistan Bis zu 50 Zivilisten durch Raketen getötet

Kabul (RPO). Bei einem Raketenangriff im Süden Afghanistans sind nach Regierungsangaben in Kabul bis zu 50 Zivilisten getötet worden. Ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai kündigte am Montag eine Untersuchung an, die klären solle, ob es sich um einen Angriff der Taliban gehandelt habe oder ob die Nato-Truppe Isaf für den Raketenabschuss verantwortlich seien. Unter den Toten waren laut Kabul auch Frauen und Kinder.

Waffen und Fahrzeuge der Bundeswehr in Afghanistan
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Foto: ddp

Die Rakete habe ein Haus mit Zivilisten getroffen, sagte Präsidentensprecher Waheed Omar. "Rund 45 bis 50 Menschen wurden getötet", fügte er hinzu. Der Vorfall habe sich bereits am Freitag im Distrikt Sangin in der Unruheprovinz Helmand ereignet. Dort kämpfen Nato-Soldaten gegen radikalislamische Taliban.

Wer die Rakete abfeuerte, war zunächst unklar: "Wir warten die Ergebnisse der Untersuchung ab", sagte Omar. Karsai hatte kurz zuvor angekündigt, der Nationale Sicherheitsrat solle den Vorfall untersuchen. Sein Büro erklärte, der Präsident sei "tieftraurig" über den Verlust der Menschenleben.

Zwei Zeugen des Angriffs sagten der Nachrichtenagentur AFP bereits am Samstag in einem Krankenhaus in Kandahar, eine Gruppe von Zivilisten habe ihr Dorf verlassen und Zuflucht in dem Nachbardorf Regej gesucht. Demnach warnten radikalislamische Taliban die Einwohner vor bevorstehenden Kämpfen mit Nato-Truppen und forderten sie zur Flucht auf. Die Gruppe sei jedoch beschossen worden, als sie sich in dem Haus im Nachbardorf verschanzt habe. Die Zeugen bekräftigten, Nato-Hubschrauber hätten die Raketen abgeschossen.

Ein Isaf-Sprecher gab am Sonntag jedoch an, die Nato-Truppen seien "mehrere Kilometer" von dem angegriffenen Dorf entfernt in Kämpfe mit Aufständischen verwickelt gewesen. Nach den Berichten über zahlreiche Opfer sei eine Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass es keine Hinweise auf getötete Zivilisten gebe.

In Afghanistan kommen bei Kämpfen von afghanischen und internationalen Truppen mit Aufständischen immer wieder Zivilisten ums Leben. In Deutschland hatte zuletzt der von der Bundeswehr angeordnete Luftangriff nach der Entführung zweier Tanklastzüge im September 2009 für heftige Diskussionen gesorgt. Bei dem Angriff waren bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter viele Zivilisten. Auch die USA standen in der Vergangenheit wiederholt wegen Luftangriffen mit zivilen Opfern in der Kritik.

Nahe des Bundeswehrlagers in Kundus in Nord-Afghanistan ereignete sich am Sonntagabend eine Detonation. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Montag in Potsdam mitteilte, wurde bei der Explosion jedoch niemand verletzt. Auch Sachschaden entstand demnach nicht.

(AFP/felt)
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