Österreich Bewährungsprobe für Jung-Außenminister Sebastian Kurz

Wien · Seit Dezember bewegt das Schicksal einer Wienerin Österreich: In Dubai soll sie vergewaltigt und anschließend von der Polizei eingesperrt worden sein. Eine Online-Petition erfährt gewaltigen Zuspruch. Der neue Jung-Außenminister ist gefordert.

 Sebastian Kurz ist Außenminister der Alpenrepublik Österreich und erst 27 Jahre alt.

Sebastian Kurz ist Außenminister der Alpenrepublik Österreich und erst 27 Jahre alt.

Foto: dpa, Daniel Naupold

In Dubai soll eine junge Wienerin in einer Parkhausgarage von einem Einheimischen vergewaltigt worden sein. Die 29-Jährige ging zur Polizei und wollte gegen den Mann Anzeige erstatten. Doch anstatt ihr zu helfen, wanderte sie für drei Tage ins Gefängnis.

Der Grund: Außerehelicher Geschlechtsverkehr ist Frauen in Dubai verboten. Medienberichten zufolge soll die Wienerin Muslimin sein. In diesem Fall werde sie von der Justiz mit Härte bestraft. Falls sich der Vorwurf der Vergewaltigung nicht erhärtet, droht der 29-Jährigen wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs eine Haftstrafe.

Unmut in den sozialen Netzwerken

In Österreich und den sozialen Netzwerken erregte die Geschichte Unmut. Über Facebook und Twitter verbreitete sich in den vergangenen Tagen eine Online-Petition, die die Freilassung und die Heimkehr der Frau nach Östtereich fordern. Rund 250 000 Menschen haben sie bis Donnerstagmittag unterschrieben.

Für den neuen Außenminister der Alpenrepublik, Sebastian Jung, wird der Fall, der mittlerweile auch international heftige Reaktionen hervorgerufen hat, zur ersten politischen Bewährungsprobe.

Kurz einst belächelter Jungspund

Seit Dezember des vergangenen Jahres ist er der jüngste Außenminister, den die Alpenrepublik je hatte. Einst belächelter Jungspund der konservativen Volkspartei ÖVP, ist Kurz nun parteiintern ein Hoffnungsträger. Wie er das gewichtige Amt schultern wird, bleibt abzuwarten. In diplomatischen Kreisen in Wien nennt man ihn wegen seines Alters auch den "Abiturienten".

Die Unterstützer der Online-Petition fordern den österreichischen Jung-Außenminister auf, sich für die Freilassung der Wienerin einzusetzen. Gleichzeitig soll er die politischen Vertreter Dubais auffordern, die 29-Jährige zu begnadigen.

"Opfer müssen geschützt werden"

Die Tat soll sich am 1. Dezember in einer Hotelgarage abgespielt haben. Es steht Aussage gegen Aussage. Zur Klärung der Vorwürfe werden die Bilder der Überwachungskameras ausgewertet. Die 29-Jährige, die ihren Pass abgeben musste, lebt zurzeit bei Freunden in Dubai und wird von der österreichischen Botschaft betreut.

Frau musste Pass abgeben

Die Situation der Wienerin ist nach Ansicht von Experten brisant, weil sie Muslimin ist und damit eher mit Härte als mit Milde zu rechnen habe. Unabhängig von dem Vergewaltigungsvorwurf sei der vorangegangene Bar-Besuch für eine Muslimin kritisch, sagte vor kurzem der Mitbegründer der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ), Amer Albayati.

Bei einer Rückkehr werde die Frau wohl auch von ihrer Familie nicht mit offenen Armen empfangen. Die 29-Jährige, die ihren Pass abgeben musste, lebt zurzeit bei Freunden in Dubai und wird von der Botschaft betreut.

Der Fall erinnert an den der Norwegerin Marte Deborah Dalelv. Die 24-Jährige war 2013 von einem Gericht in Dubai zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden. Auch sie hatte eine Vergewaltigung angezeigt, wurde aber wegen Alkoholmissbrauchs und außerehelichem Geschlechtsverkehr inhaftiert - und kurz darauf begnadigt.

(rpo)
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