Nach brutalem Angriff auf ARD-Team Berlin bestellt Chinas Botschafter ein

Peking · Journalisten unerwünscht: Chinesische Schläger jagen ein deutsches Fernsehteam. Ihr Auto wird stark beschädigt. Jetzt geht die Polizei gegen die Täter vor. Berlin bestellt den chinesischen Botschafter ein.

 ARD-Korrespondentin Christine Adelhardt berichtete von dem brutalen Angriff.

ARD-Korrespondentin Christine Adelhardt berichtete von dem brutalen Angriff.

Foto: dpa, NDR, Klaus Westermann

Wegen eines gewalttätigen Übergriffs auf ein deutsches Fernsehteam in China ist am Freitag der Gesandte der chinesischen Botschaft ins Auswärtige Amt einbestellt worden. "Es wurde deutlich gemacht, dass dieser Übergriff in keiner Weise akzeptabel ist", erklärte das Ministerium in Berlin. Das Auswärtige Amt erwarte, "dass der Vorfall aufgeklärt und alles getan wird, damit sich derartige Vorfälle nicht wiederholen".

 Das Foto zeigt die stark beschädigte Seite des ARD-Wagens.

Das Foto zeigt die stark beschädigte Seite des ARD-Wagens.

Foto: dpa, Dennis Wienecke

Nach dem Angriff auf das ARD-Kamerateam im Norden Chinas ermittelt die Polizei gegen die Täter. Das habe ihr ein Vertreter der örtlichen Behörden mitgeteilt, sagte die ARD-Korrespondentin Christine Adelhardt am Freitag. Das Team aus drei deutschen ARD-Journalisten und zwei chinesischen Kollegen war Adelhardt zufolge am Mittwoch in der Provinz Hebei von Schlägern angegriffen worden. Die Reporter hätten im Dorf Da Yan Ge Zhuang Bilder für einen Bericht zum Thema Verstädterung gedreht.

Ein Polizist habe ihr gesagt, einige Dorfbewohner hätten sich durch die Aufnahmen beleidigt gefühlt, berichtete Adelhardt weiter. Die ARD hätte zunächst eine Dreherlaubnis einholen sollen. Nach Angaben des Verbands der Auslandsjournalisten in Peking ist das Filmen an öffentlichen Orten jedoch ausdrücklich auch ohne Genehmigung erlaubt.

Verband ist schockiert

Der Verband zeigte sich schockiert über den "brutalen Angriff auf ein deutsches Fernsehteam durch Schläger, die vermutlich mit Lokalbehörden verbunden sind". Er forderte die Behörden auf, den Fall zu untersuchen und die Täter für die "krasse Verletzung der Berufsrechte des ARD-Teams als Journalisten" zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Schläger hätten die Journalisten zunächst im Auto verfolgt und versucht, einen Unfall herbeizuführen, schilderte Adelhardt den Angriff. Dann hätten sie das Team zum Halten gezwungen, das Auto umstellt und mit Fäusten gegen die Fenster geschlagen. "Es ist uns gelungen zu entkommen, aber bei der Verfolgungsjagd haben sie absichtlich unser Auto gerammt." Die Schläger hätten das ARD-Team erneut zum Halten gezwungen und die Windschutzscheibe mit Baseball-Schlägern zerschlagen.

Die Journalisten hätten erneut starten können, seien aber weiter verfolgt worden. Sie hätten erst angehalten, um Verkehrspolizisten um Hilfe zu bitten. "Die Angreifer schlugen weiter auf das Auto ein. Es kamen noch mehr Polizisten, und sie stoppten die Angreifer." Die Polizei brachte die Journalisten demnach auf eine Wache der Stadt Sanhe. Dort hätten sie 16 Stunden warten müssen.

Situation hat sich verschlechtert

Die Situation für ausländische Journalisten in China hat sich verschlechtert, seit die kommunistische Regierung Anfang 2011 die Versuche von Aktivisten unterdrückt hat, für mehr Demokratie zu protestieren. Im vergangenen Jahr wurden die Visa zweier Berichterstatter in Peking nicht verlängert.

In China ist das Außenministerium für die Akkreditierung ausländischer Journalisten zuständig. Sie werden aber vom einflussreicheren Ministerium für Öffentliche Sicherheit überwacht, das auch die Visa ausgibt. Die Polizei vor Ort kann zudem jedes Ereignis und jeden Platz zum "heiklen Fall" erklären - was damit tabu für Journalisten ist.

(dpa/sgo/felt)
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