Bericht des Netzwerks gegen Nahrungsmittelkrisen Zahl hungernder Menschen 2021 weiter gestiegen

Rom · Weltweit hungerten im letzten Jahr Millionen Menschen, Hunderttausende waren vom Hungertod gefährdet. Ihre Zahl steigt seit Jahren. 2022 könnte sich der Krieg in der Ukraine vor allem auf die Zahl der Hungernden in den ohnehin ärmsten Länder auswirken.

 Menschen, die vor den Kämpfen zwischen der Milizgruppe M23 und der kongolesischen Armee fliehen, finden Zuflucht in einer Kirche in Kibumba.

Menschen, die vor den Kämpfen zwischen der Milizgruppe M23 und der kongolesischen Armee fliehen, finden Zuflucht in einer Kirche in Kibumba.

Foto: dpa/Moses Sawasawa

Konflikte, Wirtschaftskrisen und Wetterextreme haben 2021 die Zahl der weltweit hungernden Menschen weiter in die Höhe getrieben. Rund 193 Millionen Menschen in 53 Ländern waren demnach 2021 akut durch eine schlechte Ernährungslage gefährdet, wie aus einem Bericht des weltweiten Netzwerks gegen Nahrungsmittelkrisen am Mittwoch hervorging. Die Zahl der betroffenen Menschen stieg damit im Vergleich zu 2020 den Angaben zufolge um fast 40 Millionen und folgte dem Trend der vergangenen Jahre, in denen die Ernährung von immer mehr Menschen gefährdet war. Die EU, die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP) hatten das Netzwerk 2016 geschaffen.

Als Gründe für den Anstieg nennt der Bericht Konflikte in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Afghanistan, Äthiopien, dem Sudan, Syrien oder Nigeria. Die Corona-Pandemie und die nachfolgenden wirtschaftlichen Auswirkungen sorgten den Angaben zufolge ebenfalls für eine Verschlechterung der Lage. Hinzu kamen Wetterextreme in mehreren afrikanischen Ländern.

Der Report ordnet die Menschen in verschiedene, je nach Schwere der Ernährungsmisere eingeteilte Kategorien ein. Insgesamt rund 570 000 Menschen in Äthiopien, dem Südsudan, Südmadagaskar und dem Jemen zählten im Jahr 2021 zum Beispiel zur Phase Katastrophe - der schlechtesten Kategorie. Ihnen drohte der Hungertod. Rund 39,2 Millionen Menschen befanden sich in der zweitschlechtesten Notfall-Phase. Ihre Ernährungslage galt damit als kritisch. In den Haushalten gab es nicht genug Nahrung, die Menschen waren stark von Mangelernährung betroffen und damit höherer Sterblichkeit.

Etwa 133,1 Millionen Menschen fielen in die Phase Krise. Auch hier haben die Menschen nicht genug zu essen und waren akut unterernährt. Weitere rund 20 Millionen Menschen rechneten die Experten ebenfalls zu den Hungernden hinzu, konnten sie nach FAO-Angaben aber mangels Daten nicht genau den Kategorien zuordnen.

Die Vereinten Nationen fordern mehr finanzielle Unterstützung und politischen Willen, um die steigenden Zahlen hungernder Menschen zu stoppen. Da sich der Bericht auf 2021 bezog, waren die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht enthalten. Länder, die bereits mit Hungerkrisen zu kämpfen hätten, seien durch die Lage in dem osteuropäischen Land allerdings noch stärker verwundbar, da sie von Importen abhingen und die Lebensmittelpreise stiegen, prognostizierten die Experten.

Länder wie Somalia, die Demokratische Republik Kongo und Madagaskar importieren dem UN-Report zufolge den überwiegenden Teil ihres Weizens aus Russland und der Ukraine. Die Organisationen fordern daher, dass in den von der schwierigen Import- und Marktlage betroffenen Ländern Nahrungsmittel vor Ort angebaut werden. Allgemein lebten im Schnitt zwei Drittel der Menschen, deren Ernährungssicherung gefährdet sei, auf dem Land. Deshalb verlangt die FAO etwa, mehr in die Landwirtschaft zu investieren.

(zim/dpa)
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