Offiziell 1798 Todesopfer gezählt Behörden korrigieren Zahl der Toten nach unten

Manila · Die Philippinen haben vier Tage nach dem Super-Taifun "Haiyan" die Zahl der Toten deutlich nach unten korrigiert. Präsident Benigno Aquino sprach am Dienstag in einem CNN-Interview von 2000 bis 2500 Opfern. Zwar sei noch mit weiteren Toten zu rechnen. Die ursprünglich von den Behörden genannte Schätzung von 10.000 Opfern sei aber wegen des emotionalen Ausnahmezustands zu hoch gewesen.

Aufräumen nach Taifun "Haiyan"
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Die offizielle Zahl der Toten hat sich derweil auf 1798 erhöht. Dies teilte die philippinische Katastrophenschutzbehörde NDRRMC am späten Dienstagabend (Ortszeit) mit. Die meisten Opfer - 1298 Tote - kommen aus der besonders betroffenen Provinz Leyte, gefolgt von der Nachbarprovinz Samar mit etwa 200 Toten.

Derweil lief die internationale Hilfe für die Überlebenden in dem Katastrophegebiet immer stärker an. Die USA entsandten den Flugzeugträger "George Washington" und vier weitere Schiffe. Auch Großbritannien schickte ein Schiff der Marine und ein Transportflugzeug. Zahlreiche Hilfsorganisationen sind im Einsatz, auch um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern.

"Haiyan" war am Freitag mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 380 Kilometern pro Stunde über die Philippinen gepeitscht. Er gilt damit als der schwerste Taifun, der jemals auf Land traf. Auch am Dienstag waren noch weite Landstriche unzugänglich, so dass es weiter keinen Überblick über das ganze Ausmaß der Katastrophe gab. Wegen der schweren Zerstörungen kamen die Hilfsgüter nur langsam bei den Überlebenden an.

Wettlauf gegen die Zeit

Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen in den von der Außenwelt abgeschnittenen Gebieten werden die Rettungs- und Hilfseinsätze immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Die "George Washington" mit rund 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeugen an Bord nahm von Hongkong aus Kurs auf den Inselstaat. Das Schiff könnte von dem Taifun zerstörte Flughäfen teilweise ersetzen und hat eine große Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser an Bord.

"Wir fahren so schnell wir können", sagte ein Offizier des Marine-Konvois. Das Wetter sei aber sehr schlecht. Hohe Wellen und starker Wind drosselten das Tempo. In zwei bis drei Tagen könnten die Schiffe vor Ort sein. Auch Deutschland stockte seine Hilfe um eine Million Euro auf. THW-Experten bereiteten den Einsatz zweier Trinkwasseraufbereitungsanlagen vor.

In dem Katastrophengebiet war die Lage weiter unübersichtlich. Hunderte Städte und Dörfer lägen in der Schneise der Verwüstung des Taifuns, sagte die Hilfskoordinatorin Natasha Reyes von Ärzte ohne Grenzen.
"Niemand weiß, wie es in diesen ländlichen und entlegenen Gebieten aussieht, und es wird noch einige Zeit dauern, bis wir das volle Ausmaß kennen." Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben etwa 660.000 Menschen ihre Häuser verloren oder sind vor den bis weit ins Landesinnere vorgedrungenen Wassermassen geflohen.

In den am schwersten betroffenen Landstrichen warten immer noch Tausende Menschen auf Hilfe. Seit Tagen müssen sie ohne Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung auskommen. Neue Regenfälle erschweren zusätzlich die Lage. Zahlreiche Straßen und Brücken sind zerstört oder blockiert. Es fehlt zudem an Gerät und Fahrzeugen, um die aus aller Welt eintreffenden Hilfsgüter in die Katastrophengebiete bringen zu können.

Auf dem schwer beschädigten Flughafen von Tacloban spielten sich Szenen wie aus einem Endzeit-Film ab. Überlebende versuchten, die Rollbahn zu stürmen. Soldaten drängten jedoch bei anhaltendem Regen die Verzweifelten - darunter viele Familien mit kleinen Kindern - ab, die versuchten, einen Platz auf den Hilfsflügen zu ergattern.
In der völlig zerstörten Stadt selbst blieb die Lage chaotisch. Die Behörden sprachen zwar von einer Stabilisierung.
So würden inzwischen bis zu 50.000 Lebensmittelpakete pro Tag verteilt. Viele Plätze waren aber weiter mit Leichen übersät. Die Verwaltung in der einmal 200.000 Einwohner zählenden Stadt liegt danieder. Nur 20 der 293 Polizisten der Stadt erschienen zur Arbeit. Die Armee schickte Soldaten, um Plünderer zu stoppen.

(REU/dpa)
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