Mutmaßlicher Anschlag in Jerusalem Auto rammt Fußgängergruppe - Ein Toter

Jerusalem · In Jerusalem hat ein Mann mit seinem Auto mehrere Fußgänger gerammt und mindestens einen Menschen in den Tod gerissen. Mindestens 13 weitere Menschen seien bei dem mutmaßlichen Anschlag am Mittwoch verletzt worden, mehrere davon schwer, berichteten Israelische Medien.

Jerusalem kommt nicht zu Ruhe: Beim Anschlag eines palästinensischen Fahrers mit einem Auto auf Fußgänger wurden am Mittwoch außer dem Angreifer ein Polizist getötet und 13 weitere Menschen verletzt. Zuvor gab es nach Angaben der Polizei schwere Zusammenstöße zwischen israelischen Sicherheitskräften und Demonstranten vor der Al-Aksa-Moschee und in der Altstadt, bei denen mehrere Dutzend Menschen verletzt wurden.

Der Angriff mit dem Auto ereignete sich nördlich der Innenstadt unweit der Stelle, an der vor zwei Wochen ein ähnliches Attentat verübt wurde. Der palästinensische Fahrer überfuhr laut Polizei mit seinem Lieferwagen zunächst eine Gruppe Wartender an einer Bushaltestelle.

Dann fuhr er weiter zu einer nahegelegenen Straßenbahnhaltestelle und schlug dort mit einer Eisenstange auf die Passanten ein. Dabei wurde er von Beamten der Grenzpolizei erschossen, wie die Polizei mitteilte. Ein zunächst schwerverletzter Polizist starb kurz darauf im Hadassa-Krankenhaus, teilte die Klinik mit.

Der 38-jährige Täter stammte aus dem Flüchtlingslager Schuafat in Ost-Jerusalem, wie Polizeisprecherin Luba Samri weiter mitteilte. Nach palästinensischen Angaben handelte es sich bei dem Angreifer um Ibrahim Akkari, der vermutlich mit der radikalislamischen Hamas verbunden war.

Vor zwei Wochen war an einer benachbarten Straßenbahnhaltestelle ein Palästinenser aus Ost-Jerusalem mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gefahren. Ein dreimonatiges Mädchen im Kinderwagen und eine Passantin aus Ecuador wurden getötet. Ein Polizist erschoss den Attentäter auf der Flucht.

In der Altstadt und auf dem Tempelberg erlitten nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds 39 Menschen Verletzungen, als die Polizei mit Hartgummigeschossen, Blendgranaten und Tränengas gegen teils gewaltsam protestierende Demonstranten vorging. Anlass der schweren Zusammenstöße auf dem Tempelberg am Mittwochvormittag war der demonstrative Besuch rechtsradikaler jüdischer Splittergruppen auf dem Felsplateau.

Eine Woche nach einem versuchten Mordanschlag auf Jehuda Glick, einen ihrer Anführer, hatte die aus israelischen Ultranationalisten und religiösen Eiferern gebildete Tempelbergbewegung zu einer gemeinsamen Begehung aufgerufen. Als dafür der einzige Besucherzugang für Nichtmuslime geöffnet wurde, "bewarfen dutzende Vermummte die Sicherheitskräfte mit Steinen und Knallkörpern. Diese drängten die Demonstranten zurück in die Moschee", berichtete Polizeisprecherin Samri.

Danach seien Polizisten "einige Meter" in die Moschee eingedrungen, um die blockierten Portale zu schließen. Rund 300 nichtmuslimische Besucher wurden kurz nach der Verriegelung der Al-Aksa-Moschee schließlich auf den Berg gelassen, unter ihnen mehrere Dutzend rechtsgerichtete Aktivisten. Zugleich kam es in der Jerusalemer Altstadt zu weiteren Zusammenstößen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.

Das aktuelle Gewaltklima in Ost-Jerusalem hat sich entwickelt, seit dort Anfang Juli als Rache für die Ermordung von drei jüdischen Schülern im Westjordanland ein 16-jähriger Palästinenser von israelischen Rechtsextremisten lebendig verbrannt wurde. Der siebenwöchige Gaza-Krieg sowie Bestrebungen ultranationalistischer Splittergruppen, auf dem Tempelberg einen neuen jüdischen Tempel anstelle des islamischen Felsendoms zu errichten, haben die Lage weiter eskalieren lassen.

(dpa, AFP)
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