Femen-Aktivistinnen gegen Demonstranten Aufruhr wegen Homo-Ehe in Frankreich

Paris/Lyon · Die Einführung der Homo-Ehe in Frankreich sorgt für heftige Auseinandersetzungen. Am Wochenende demonstrierten mehr als 100.000 Menschen vor allem gegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Anschließend schlugen die Aktivistinnen der berüchtigten Frauenrechtsgruppe Femen zurück.

Frankreich streitet über die Homo-Ehe
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In der Hauptstadt Paris versammelten sich laut Polizei am Samstag rund 70.000 Menschen zu einer Kundgebung. In Toulouse setzte die Polizei Tränengas gegen Gegendemonstranten ein, am Sonntag wurden Aktivistinnen und Journalisten bei einem Protest in Paris angegriffen.

Das französische Kabinett hatte Anfang November einen Gesetzentwurf zur Homo-Ehe auf den Weg gebracht, der sozialistische Präsident François Hollande löste damit ein Wahlversprechen ein. Der Entwurf sieht erstmals auch ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vor. Die Nationalversammlung soll sich ab Januar mit der Vorlage befassen, gegen den die konservative Opposition und die katholische Kirche Sturm laufen.

Proteste im ganzen Land

Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich am Samstag in Paris 200.000 Menschen an dem Protest. Die Demonstranten hielten auf Plakaten Slogans wie "Ja zur Familie!" und "Ein Papa, eine Mama, ganz einfach!" in die Höhe. Die Veranstalter verwiesen darauf, dass die Kundgebung weder politisch noch religiös motiviert sei und sich auch "gegen Homophobie" richte.

In Toulouse im Südwesten Frankreichs versammelten sich nach Angaben der Polizei am Samstag 5000 Menschen, um gegen die Homo-Ehe zu demonstrieren, die Organisatoren sprachen von 10.000 Demonstranten. Gegen die Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration von rund 350 Anhängern der Regierungspläne setzte die Polizei Tränengas ein.

In Lyon beteiligten sich laut Behörden 22.000 Menschen an einer Kundgebung gegen Homo-Ehe und Adoptionsrecht. Die Polizei trennte mehrere der Gegendemonstranten und Vertreter extrem rechter Gruppierungen, die für die traditionelle Familie demonstrierten. Dutzende Menschen wurden festgenommen. Auch in Nantes, Rennes und Marseille demonstrierten tausende Menschen gegen die Homo-Ehe.

"Die Büchse der Pandora"

Am Sonntag fand in Paris auf Aufruf der katholischen Organisation Civitas eine weitere Demonstration gegen die Regierungspläne statt. An ihr beteiligten sich mehrere tausend Menschen. Einige Teilnehmer trugen Sutanen, mehrere führten christliche Kreuze mit.

"Unser Ziel ist es, einen echten Kampf für die Rettung der Familie und der Kinder zu führen", sagte Civitas-Vertreter Alain Escada. "Die Homosexuellen-Ehe ist die Büchse der Pandora, die dazu führen wird, dass andere die Mehr-Ehe oder Inzest-Heiraten fordern."

Ärger um Femen

Am Sonntag schalteten sich barbusige Mitglieder der Frauengruppe Femen bei einer Demonstration katholischer Gegner in Parismit Störaktionen ein. Die katholische Gruppe Civitas hatte zu Protesten aufgerufen. Die Frauen der Gruppe Femen störten die Demonstration, indem sie weißes Pulver versprühten. Auf ihre blanken Brüste hatten sie Slogans wie "In gay we trust" geschrieben. Einige Gegner der Homo-Ehe wurden daraufhin handgreiflich und stießen die Frauen zu Boden.

Rund 30 Teilnehmer des Civitas-Protests hätten die Femen-Aktivistinnen "verprügelt", als diese als Nonnen verkleidet aufgetreten seien und und Spaßparolen gerufen hätten, sagte die Journalistin Caroline Fourest. Auch sie selbst und andere Medienvertreter seien geschlagen worden.

Die Regierung verteidigte die Pläne der "Ehe für alle". Diese seien "ein Fortschritt für alle", erklärte Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem am Samstag. Sie forderte eine sachliche Diskussion über die Frage. Die Instrumentalisierung der Frage oder "Ausfälle" werde die Regierung nicht dulden. Bereits seit 1999 können homosexuelle Paare in Frankreich eine eingetragene Lebenspartnerschaft (PACS) eingehen, Adoptionen sind bisher aber nicht möglich.

(AFP/dpa)
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