Vier Tote vor Schule in Frankreich Attentäter filmte offenbar seine Morde

Toulouse · Frankreich steht nach dem vierfachen Mord vor einer Schule in Toulouse weiter unter Schock. Im Land herrscht die höchste Terror-Alarmstufe. Die Suche nach dem Attentäter brachte bisher keine Erfolge. Eine heiße Spur gibt es nicht. Am Morgen wurden neue Details bekannt.

Trauermarsch für die getöteten jüdischen Kinder in Frankreich
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Wie der französische Innenminister Claude Guéant am Dienstag mitteilte, trug der Mann "auf seiner blutigen Brust eine Art Kamera", als er auf die Kinder schoss. Auf die Frage, ob der Täter die Szene aufgezeichnet habe, sagte Guéant: "Das können wir uns vorstellen."

Den Angaben zufolge durchsuchen die Behörden das Internet nach einem entsprechenden Video. Bisher seien jedoch keine Spuren entdeckt worden, hieß es. Bei dem Angriff am Montag wurden drei Schüler und ein Rabbi getötet. Der Attentäter flüchtete auf einem Motorroller.

"Wir wissen heute nicht, wer er ist"

Einen Tag nach dem Angriff auf eine jüdische Schule im südfranzösischen Toulouse tappen die Ermittler bei der Suche nach dem Täter weiter im Dunkeln. "Wir wissen heute nicht, wer er ist", sagte Guéant am Dienstag im Radiosender Europe 1. Bereits am Montagabend hatte Guéant im Fernsehen eingeräumt, dass es aufgrund der Erkenntnisse momentan noch nicht möglich sei, ein Phantombild des Todesschützen zu erstellen, der bei seinen Angriffen immer einen Motorradhelm trug. Die Polizei verfolgt nach den Schüssen vor der Schule und den beiden tödlichen Angriffen auf Fallschirmjäger in den Tagen zuvor keine konkrete Spur.

Laut Ermittlerkreisen könnte es sich um einen früheren Soldaten handeln, da der Mann im Umgang mit Waffen geübt ist. Auch ein rechtsextremer Hintergrund scheint möglich: Laut dem Magazin "Le Point" gab es im 17. Fallschirmjägerregiment, zu dem die ersten drei Todesopfer gehörten, Neonazis. Die satirische Wochenzeitung "Canard enchaîné" veröffentlichte 2008 ein Foto von drei Soldaten, die vor einer Hakenkreuzfahne den Hitlergruß zeigten. Ein Soldat berichtete seinen Vorgesetzten davon und verließ dann das Regiment.

1000 Menschen auf Schweigemarsch

Am Montagabend trauert das unter Schock stehende Land um die vier Opfer von Toulouse. Am Dienstag soll ihnen bei einer Schweigeminute um 11.00 Uhr in allen Schulen gedacht werden. Mehr als 1000 Menschen kamen an Montagabend zu einer Feier in eine Pariser Synagoge. Unter den Teilnehmern waren Staatspräsident Nicolas Sarkozy, sein sozialistischer Herausforderer bei den Präsidentenwahlen, François Hollande, sowie mehrere Minister.

Eine Demonstration von mehreren tausend Trauernden, die der Verband jüdischer Studenten in Frankreich organisiert hatte, führte vom Platz der Republik zur Bastille. Viele der meist jungen Teilnehmer schwenkten zum Zeichen der Einheit französischen Fahnen, berichteten Medien am späten Abend. Wegen des Anschlags unterbrachen die Parteien vorübergehend den Präsidentschaftswahlkampf. Sarkozy reiste noch am Vormittag nach Toulouse. Auch Hollande sagte alle Parteitermine ab und informierte sich am Nachmittag am Tatort.

Hhöchste Terror-Alarmstufe

Sarkozy sprach von einer nationalen Tragödie. Nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts im Élysée am Abend verhängte er die höchste Terror-Alarmstufe für die Region. Alle jüdischen und muslimischen Einrichtungen werden nun besonders gesichert. Nach Angaben von Sarkozy handelt es sich beim Täter um denselben, der in den Tagen zuvor zwei Anschläge auf Soldaten verübt hatte.

"Jedes Mal wenn dieser Mann in Aktion tritt, handelt er, um zu töten.
Er lässt seinen Opfern keine Chance", betonte Sarkozy. Ein antisemitisches Motiv sei wahrscheinlich, der Mann sei gefährlich und müsse schnellstens gefasst werden. "Diese schreckliche Tat kann nicht ungesühnt bleiben. Alle, wirklich alle verfügbaren Mittel werden eingesetzt werden, um diesen Kriminellen daran zu hindern, weiter Schaden anzurichten."

(APD)
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