Japan Atomaufsicht verschärft Sicherheitsnormen für AKW

Tokio (RPO). Nach neuen Stromausfällen wegen eines Nachbebens hat die japanische Atomaufsicht die Sicherheitsnormen für Kernreaktoren verschärft. Fortan müssten für jeden Reaktor mindestens zwei Notstromaggregate bereitstehen, um eine Unterbrechung des Kühlkreislaufs zu verhindern, teilte die Behörde am Samstag mit. Im Kampf gegen die Verstrahlung am Akw Fukushima 1 leitete der Betreiber Tepco weiter leicht radioaktives Wasser ins Meer.

Fukushima 1 - das zerstörte Atomkraftwerk
21 Bilder

Fukushima 1 - das zerstörte Atomkraftwerk

21 Bilder

Die Erhöhung der Zahl der Notstromaggregate gilt laut Atomsicherheitsbehörde für alle 55 Reaktoren in Japan. Auch die heruntergefahrenen Reaktoren müssen fortan über mindestens zwei einsatzbereite Diesel-Generatoren verfügen. Während eines starken Nachbebens in der Nacht zum Freitag war im Atomkraftwerk Higashidori bei einem Stromausfall nur ein Generator verfügbar gewesen. Zwei weitere waren gerade in der Wartung.

Vier Reaktoren in Fukushima waren durch die Tsunami-Welle vom 11. März beschädigt worden. Dabei fielen die Kühlsysteme wegen fehlender Elektrizität aus, die Notstromaggregate funktionierten nicht, was zu einer Überhitzung der Brennstäbe und mehreren Explosionen führte. Seitdem kämpft Tepco gegen die Folgen einer nach Einschätzung von Experten vermutlich bereits eingesetzten Kernschmelze.

Seit Anfang der Woche leitete das Unternehmen leicht radioaktives Wasser in den Pazifik, um in Tanks Platz für stärker strahlendes Wasser zu schaffen, das sich in den Reaktoren angesammelt hat und die Reparaturarbeiten behindert. Die Aktion sollte am Samstagabend abgeschossen werden.

Am Samstag sollte in Industrieminister Banki Kaieda erstmals ein Kabinettsmitglied das Kraftwerk selbst besuchen. Voraussichtlich am Sonntag soll laut Tepco eine Mini-Drohne des US-Herstellers Honeywell das Akw überfliegen. Das einem Modellhubschrauber ähnliche Gerät soll dabei auch Bereiche im Inneren der Gebäude erkunden, die wegen der hohen Strahlung nicht zugänglich sind.

Nach einer Eindämmung der Strahlungsgefahr in Fukushima 1 dürfte der Abbau der beschädigten Anlagen mindestens ein Jahrzehnt dauern. Es würden zehn Jahre benötigt, "um Brennstäbe in den Behältern und verbrauchte Brennstäbe in den Abklingbecken der vier Reaktoren herauszuholen, mehrere Anlagen abzureißen und die Bodenbedingungen zu verbessern", berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag unter Berufung auf einen Vorschlag des Reaktorherstellers Toshiba an die Regierung.

Durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vor knapp einem Monat sind nach bisherigen Zählungen mindestens 12.876 Menschen gestorben, 14.865 weitere gelten als vermisst und sind wahrscheinlich tot. Die Überlebenden sollen von der Regierung nun zunächst eine Summe von 350.000 Yen (2800 Euro) für jedes verstorbene oder vermisste Familienmitglied als Soforthilfe bekommen.

Bei den Aufräumarbeiten finden Rettungskräfte und zurückgekehrte Überlebende inzwischen praktisch täglich Bargeld, Tresore und Wertsachen und geben sie bei den Behörden ab, wie ein Sprecher der Polizei in der Präfektur Miyagi am Samstag sagte. Es sei schwierig, den Gesamtbetrag zu schätzen, allein an Bargeld wurden laut der Nachrichtenagentur Kyodo aber inzwischen mehrere dutzend Millionen Yen (mehrere hunderttausend Euro) den Behörden in den Präfekturen Miyagi und Iwate übergeben.

(AFP/ndi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort