Neuer Papst weckt Hoffnungen Asiens Katholiken haben hohe Erwartungen an Franziskus

Neu Delhi · Während ganz Lateinamerika "seinen" Papst feiert, haben asiatische Katholiken hohe Erwartungen an Franziskus - und Zweifel, ob der Argentinier sie alle erfüllen kann.

Der erste Tag im Amt von Franziskus
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"Ich mag ihn. Er hat ein Verständnis für Armut", sagt der Generalsekretär des ökumenischen Allindischen Christenrates, John Dayal. Dass Franziskus alle Erwartungen der indischen Katholiken erfüllen kann, glaubt er allerdings nicht.

Auch Virginia Saldanhas Reaktion auf den neuen Papst fällt gemischt aus. Die katholische Theologin aus Mumbai (Bombay) begrüßt die Aufforderung von Papst Franziskus, Jesus nachzufolgen. "Er ist bescheiden. Er steht zu den Armen", meint sie. Allerdings sei der neue Papst "theologisch konservativ". Möglicherweise könne er daher den Erwartungen der Menschen nicht gerecht werden, die sich Antworten auf die Fragen des 21. Jahrhunderts wünschten, so Saldanha.

Bereits nach der Ankündigung des Amtsverzichts von Benedikt XVI. hatten beide konkrete Erwartungen an den neuen Papst. Eine Aufgabe des neuen Papstes müsse darin bestehen, die indischen Bischöfe zur Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils zu drängen, fordert Dayal. Die Rolle der Laien in der Kirche und ihren Gremien müsse gestärkt werden.

Lange Wunschliste

Virginia Saldanhas Wunschliste ist lang. Ein Anliegen der Sprecherin des Theologinnennetzwerks "Ecclesia of Women in Asia" ist eine Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche wie die Zulassung weiblicher Diakone. Aus ihrer Sicht wäre dies die Anerkennung der katholischen Realität Asiens. "In den abgelegenen Regionen Asiens sind sie längst als Diakoninnen aktiv." Zudem sei auch in Asien sexueller Missbrauch durch Geistliche ein Thema, auch wenn es bislang nicht in die Schlagzeilen geraten sei. Die Kirche müsse die Kultur des Schweigens überwinden, die in der asiatischen Kultur verbreitet sei.

Darüber hinaus könne der neue Papst von der asiatischen Art des Dialogs mit anderen Religionen lernen, so Saldanha: "Asien versteht den interreligiösen Dialog völlig anders als der Westen." Es handele sich um einen Dialog mit den Armen, mit den Menschen anderen Glaubens und mit den Kulturen Asiens.

Der Generalsekretär des Komitees Religionen für den Frieden in Indonesien, Theophilus Bela, äußerte die Hoffnung, dass Papst Franziskus "zur Verbesserung der Situation der christlichen Minderheiten beitragen und den interreligiösen Dialog in unseren Ländern stärken" werde. In Indonesien wie auch in Indien und Pakistan werden Christen zunehmend zum Ziel religiös motivierter Gewalt.

Auch der Indonesier klagt über die mangelnde Teilhabe von Laien innerhalb der kirchlichen Strukturen. "Besonders hier in Indonesien werden bisher die Laien willkürlich von Bischöfen und dem Klerus diskriminiert", klagt Bela. Jüngstes Beispiel sei eine Konferenz asiatischer Christen und Muslime vor zwei Wochen in Jakarta. "Bei diesem Dialog waren keine katholischen Laien anwesend. Wie sollen Menschen vor Ort von den Inhalten und Themen dieses Dialogs erfahren, wenn keine Vertreter der Laien eingeladen werden?"

"Überwältigt" zeigt sich Bela genau wie seine indischen Kollegen von dem Umstand, dass der neue Papst Argentinier ist. Als Südamerikaner kenne Papst Franziskus die großen Probleme der Entwicklungsländer wie Armut, hohe Frauen- und Kindersterblichkeit und Zerstörung der Umwelt. "Das sind Probleme, denen wir uns auch hier in Indonesien und Asien stellen müssen."

(KNA/felt)
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