Black Lives Matter Statue in Bristol - Demonstrantin ersetzt Sklavenhändler

Bristol · Anfang Juni sorgte die englische Hafenstadt Bristol für Schlagzeilen, als Aktivisten und Demonstranten die Statue eines Sklavenhändlers vom Sockel hoben und ins Wasser warfen. Jetzt steht auf dem Sockel eine andere Figur. Ob sie bleiben kann, ist noch unklar.

 Jen Reid posiert vor ihrer schwarzen Statue aus Harz und Stahl mit dem Titel „A Surge of Power (Jen Reid) 2020“ von Marc Quinn, wo sie auf dem leeren Edward-Colston-Sockel installiert ist.

Jen Reid posiert vor ihrer schwarzen Statue aus Harz und Stahl mit dem Titel „A Surge of Power (Jen Reid) 2020“ von Marc Quinn, wo sie auf dem leeren Edward-Colston-Sockel installiert ist.

Foto: dpa/Ben Birchall

Die Statue einer Demonstrantin der Bewegung Black Lives Matter thront nun auf einem Sockel im englischen Bristol. Die Figur wurde am Mittwochmorgen ohne Genehmigung der Stadtbehörden aufgestellt und ist ein Abbild der Protestierenden Jen Reid, die sich Anfang Juni nach dem Abbau der Statue des früheren Sklavenhändlers Edward Colston auf den Sockel gestellt hatte und dabei fotografiert worden war. Gefertigt wurde „A Surge of Power (Jen Reid)“ (deutsch: Eine Woge der Macht) von dem Künstler Marc Quinn, einem der bekanntesten Bildhauer Großbritanniens.

Im Juni hatten Demonstranten die Statue von Colston vom Sockel geholt und in den Hafen von Bristol geworfen. Die Aktion war eine Reaktion auf die Debatte über Rassismus und Sklaverei, die nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in US-Polizeigewahrsam ausbrach. Die Stadt holte die Statue anschließend wieder aus dem Wasser und entschied, sie werde ins Museum kommen - zusammen mit Plakaten über die Black-Lives-Matter-Demonstration.

Colston machte im 17. Jahrhundert ein Vermögen, als er versklavte Afrikanerinnen und Afrikaner über den Atlantik nach Amerika brachte. Mit dem Geld finanzierte er Schulen und Wohltätigkeitsorganisationen in Bristol.

Künstler Quinn sagte, Reid habe die neue Skulptur „geschaffen“, als sie auf dem Sockel gestanden und ihren Arm in die Höhe gestreckt habe. „Wir kristallisieren das jetzt heraus.“ Reid sagte bei der Besichtigung der Statue, diese erfülle sie mit Stolz. Die Skulptur sehe so aus, „als gehört sie hier hin. Sie sieht so aus, als wäre sie schon immer hier gewesen“. Gegenüber der Zeitung „The Guardian“ drückte Reid die Hoffnung aus, dass die Statue helfe, die Debatte am Leben zu halten.

Bristols Bürgermeister Marvin Rees bezweifelte, ob die neue Statue dort stehenbleiben darf. Einerseits handele es sich um das Werk und die Entscheidung eines Künstlers mit Wohnsitz London. Andererseits sollten die Bürgerinnen und Bürger von Bristol entscheiden, was in Zukunft mit dem Sockel geschehe und was darauf gestellt werde. Letztlich gehe es darum, aus der Stadt ein Zuhause für alle zu bauen, sagte Rees - für jene, die über den Abbau der Sklavenhändler-Skulptur erfreut seien, für jene mit Verständnis für den Abbau, aber nicht dessen Art und Weise, und für jene, die gegen den Abbau gewesen seien; „die empfinden, dass sie mit der Beseitigung der Statue ein Stück von dem Bristol verloren haben, das sie kennen, und damit ein Stück von sich selbst“.

(juw/dpa)
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