Rettungsaktion in der Antarktis "Snow Dragon" bleibt selbst im Packeis stecken

Sydney · Rückschlag beim Rettungsversuch der in der Antarktis festgefrorenen "MV Akademik Shokalskiy": Der chinesische Eisbrecher "Snow Dragon" konnte nicht zur Crew des russischen Forschungsschiffs vorstoßen und musste daher in der Nacht zum Samstag wieder abdrehen.

 Die Besatzung der "MV Akademik Shokalskiy" hat sich zu früh auf ihre Rettung gefreut.

Die Besatzung der "MV Akademik Shokalskiy" hat sich zu früh auf ihre Rettung gefreut.

Foto: dpa

Auf elf Kilometer sei "Snow Dragon" zwar an das feststeckende Schiff herangekommen, habe die Operation jedoch aufgeben müssen, als das Eis zu dick geworden sei, sagte Expeditionssprecher Alvin Stone.

 Die "Snow Dragon" ist noch nicht ganz zum feststeckenden Forschungsschiff vorgestoßen.

Die "Snow Dragon" ist noch nicht ganz zum feststeckenden Forschungsschiff vorgestoßen.

Foto: afp, STRINGER

"Snow Dragon" steht nun am Rande des Eismeers, in dem die Crew festsitzt. Dort wartet auch Eisbrecher "L'Astrolabe" aus Frankreich. Zusammen harren sie nun bis zur Ankunft von Eisbrecher "Aurora Australis" aus, das die besten Chancen hat, das Forschungsschiff freizubrechen. Der Eisbrecher aus Australien dürfte nicht vor Sonntag eintreffen.

 Die "MV Akademik Shokalskiy".

Die "MV Akademik Shokalskiy".

Foto: dpa, Wikipedia, DiedrichF

Sorry to report the Snow Dragon couldn't get through but standing by for other vessel to help. #spiritofmawson pic.twitter.com/iX1eE4pnI1

Die Expedition mit 74 Teilnehmern hatte Neuseeland am 28. November verlassen. Seit dem 25. Dezember sitzt sie nach einem schweren Sturm im Eis der Antarktis fest. Die Crew setzte einen Notruf ab, und die australischen Behörden dirigierten drei Eisbrecher in die Nähe des Schiffs, um es frei zu bekommen.

Akute Gefahr für die Besatzung besteht nicht, sie hat ausreichend Vorräte an Bord, auch eine Havarie ist nicht zu befürchten. "Die Moral ist wirklich gut", sagte Expeditionsleiter Chris Turney über Satelliten-Telefon. Allerdings habe es einen außerordentlich starken Schneesturm gegeben. Man sei nun sehr gespannt.

Hintergrund Eisbrecher

Eisbrecher schaffen eine Fahrrinne im Eis, damit andere Schiffe Seewege, Flüsse und Häfen benutzen können. Eisbrecher haben einen besonders stabilen Bug. Das Spezialschiff schiebt sich auf die Eisdecke und bricht sie mit Masse und Gewicht auf. So friert die Eisrinne nicht sofort wieder zu. Die Außenhaut von Eisbrechern ist besonders dick und belastbar, die Motorleistung groß.

Im Jahr 1871 begann der Bau von Eisbrechern in Deutschland. Große russische Eisbrecher werden auch mit Kernenergie angetrieben. Das Schiff "Polarstern" ist ein bekannter deutscher Eisbrecher, den das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven betreibt. Die "Polarstern" ist laut Institut eines der weltweit leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe.

Es kann bis zu anderthalb Meter dickes Eis durchfahren. Wenn die Eisdecke stärker ist oder sich Schollen meterhoch türmen, bahnt sich das Schiff einen Weg durch dünnere Stellen und Risse. Wenn auch das nicht mehr geht, hilft nur noch rammen: Das Eis wird mehrfach mit voller Leistung angefahren und durchbrochen. Das kann tagelang dauern. "Polarstern" überwintert bei Bedarf im Eis der Polarmeere.

In einem Interview 2012 sagte "Polarstern"-Kapitän Uwe Pahl, dass es schwierig sei, einen Grenzwert für die Eisdicke zu nennen. Der Grund: Das Eis des Meeres verändere sich beispielsweise wegen der Winde und Gezeitenbewegungen immer wieder.

(ap)
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