Israelische Touristen in Bulgarien getötet Anschlag wohl Tat eines Selbstmordattentäters

Burgas · Nach dem Anschlag auf eine Gruppe israelischer Touristen in Bulgarien gehen die dortigen Behörden von der Tat eines Selbstmordattentäters aus. Das bulgarische Fernsehen strahlte am Donnerstag erstmals Aufnahmen von Überwachungskameras aus, die den mutmaßlichen Täter kurz vor der Explosion zeigen.

 Eine Überwachungskamera am Flughafen von Burgas in Bulgarien zeigt den mutmaßlichen Attentäter.

Eine Überwachungskamera am Flughafen von Burgas in Bulgarien zeigt den mutmaßlichen Attentäter.

Foto: dapd, Uncredited

Israel machte unterdessen die radikalislamische Hisbollah für den Anschlag mit sieben Toten verantwortlich und kündigte eine Bestrafung der Drahtzieher an. Die Identität des mutmaßlichen Selbstmordattentäters blieb auch am Donnerstag zunächst ungeklärt.

Eine bei dem Mann gefundene Fahrerlaubnis aus dem US-Staat Michigan war nach Angaben des bulgarischen Ministerpräsidenten Boiko Borisow gefälscht. "Wir arbeiten mit unseren Kollegen vom FBI und der CIA daran", sagte Borisow. Doch nach den Angaben der US-Dienste sei eine solche Person nicht in deren Datenbanken gespeichert.

Täter mischte sich heimlich unter die Opfer

Man schätze den Mann auf etwa 36 Jahre, sagte Innenminister Tsvetan Tsvetanov. Vermutlich habe er sich zwischen vier und sieben Tagen in Bulgarien aufgehalten. "Wir können nicht ausschließen, dass er über logistische Unterstützung in Bulgarien verfügte", sagte Tsvetanov, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Überwachungskameras hatten den mutmaßlichen Täter fast eine Stunde vor dem Anschlag am Flughafen der Schwarzmeerstadt Burgas aufgezeichnet. Zu sehen war ein schlaksiger Mann mit langen Haaren, bekleidet mit kurzen Hosen, einem T-Shirt sowie einer Baseballkappe. Der Mann trug einen großen Rucksack sowie eine kleinere Tasche. Den Behörden zufolge detonierte der Sprengsatz im Gepäckraum des Busses, während sich der Attentäter unter seine Opfer mischte.

Die bei Urlaubern beliebte Stadt Burgas liegt rund 400 Kilometer östlich der Hauptstadt Sofia. Bei dem Attentat am Mittwoch kamen nach bulgarischen und israelischen Behördenangaben fünf Israelis sowie der bulgarische Fahrer und der mutmaßliche Selbstmordattentäter ums Leben. Kurz vor dem Anschlag waren 154 Menschen mit einer Chartermaschine aus Tel Aviv in Burgas gelandet, darunter acht Kinder. Junge Israelis berichteten, sie hätten den Bus gerade bestiegen, als eine Explosion das Fahrzeug zerriss.

Israelische Touristen brechen Urlaub ab

Bislang hat sich niemand zu der Tat bekannt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte am Donnerstag die vom Iran unterstützte radikalislamische Hisbollah für den Anschlag in Bulgarien verantwortlich. Der Iran und sein Protegé, die Hisbollah, würden seit mehr als einem Jahr eine "weltweite Terrorkampagne" gegen Israelis und andere führen, sagte Netanjahu. So habe die Hisbollah auch das Attentat vom Mittwoch verübt. Der Terrorexperte Boaz Ganor vermutete ebenfalls den Iran oder die radikalislamische Hisbollah-Miliz hinter dem Anschlag.

Derweil wiesen iranische Medien Berichte über eine mutmaßliche Verwicklung Teherans in den Anschlag zurück. Entsprechende Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten seien "lächerlich", hieß es am Donnerstag in einem Kommentar auf der Webseite des iranischen Staatsfernsehens. Es handle sich dabei um einen Versuch, den Iran und seine Verbündeten, wie etwa Syrien, zu diskreditieren.

Eine Militärmaschine bringe 33 verletzte Israelis zurück in ihre Heimat, hieß es aus Jerusalem. Zudem werde ein bulgarisches Flugzeug 100 weitere Israelis zurück bringen, die zwar nicht verletzt seien, aber ihren Urlaub abbrechen wollten. Israel entsandte eine Gruppe von Medizinern und Rettungskräften nach Burgas. In Bulgarien leben etwa 5.000 Juden, die meisten in der Hauptstadt Sofia.

(APD)
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