Ermittlungen Nizza-Attentäter hatte "Interesse" an radikalem Islamismus

Paris · Wie neuste Ermittlungen zeigen, hatte der Attentäter von Nizza vor dem Anschlag "Interesse" für die islamistische Bewegung gezeigt. Das hat offenbar die Auswertung seines Computers ergeben – dort fanden Ermittler unter anderem Videos und Fotos mit zum Teil äußerst gewalttätigem Inhalt.

Anschlag in Nizza: Attentäter war an radikalem Islamismus interessiert
Foto: ap, FM

Wie neuste Ermittlungen zeigen, hatte der Attentäter von Nizza vor dem Anschlag "Interesse" für die islamistische Bewegung gezeigt. Das hat offenbar die Auswertung seines Computers ergeben — dort fanden Ermittler unter anderem Videos und Fotos mit zum Teil äußerst gewalttätigem Inhalt.

Das berichtete der Pariser Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins am Montag. Derzeit gebe es aber keine Belege für eine Zugehörigkeit zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die den Attentäter als ihren "Soldaten" bezeichnet hatte.

Der Verdächtige habe der Terrormiliz seine Unterstützung bekundet und im Internet nach Propagandamaterial des IS gesucht, sagte Molin weiter. Auch habe er online Informationen zu dem Angriff auf eine Schwulenbar in der US-Stadt Orlando mit 49 Opfern gesichtet. Auf seinem Computer seien Videos und Fotos mit zum Teil äußerst gewalttätigem Inhalt gefunden worden, so Molins. Einen Beweis für eine direkte Verbindung zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) oder zu anderen Extremisten gebe es jedoch nicht.

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Mohamed Lahouaiej Bouhlel habe in den zwei Wochen vor dem Anschlag nahezu täglich im Internet nach den Suren des Koran gesucht und nach Informationen zu Anschlägen wie in Orlando in den USA. Auf seinem Computer sei zudem Bildmaterial extremistischer Gruppen gefunden worden, darunter ein Foto von einer Flagge des IS und von dem getöteten Al-Kaida-Anführer Osama Bin Laden.

Dies beweise, dass der Attentäter "seit Kurzem ein klares Interesse an der radikalen dschihadistischen Bewegung" gehabt habe, sagte Molins. Zuletzt habe sich der Tunesier nach Angaben von Zeugen auch einen Bart wachsen lassen und dies als "religiös" bezeichnet. Die IS-Miliz hatte den Anschlag mit mindestens 84 Toten am Samstag für sich beansprucht.

Nach dem Anschlag schweben nach einer neuen Bilanz noch 19 Verletzte in Lebensgefahr. Insgesamt seien 114 Opfer weiterhin im Krankenhaus, sagte der Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins am Montag in Paris. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen der 84 Todesopfer seien abgeschlossen, zwölf von ihnen seien obduziert worden.

Auch die förmliche Identifizierung schreitet voran. Bis Montagnachmittag wurden 71 Opfer identifiziert; ein weiteres Treffen der zuständigen Expertenkommission dauerte zum Zeitpunkt der Äußerungen des Staatsanwalts noch an. Zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin gelten seit dem Anschlag als vermisst.

Mit einer Schweigeminute haben die Franzosen der 84 Todesopfer von Nizza gedacht. Im ganzen Land kam das öffentliche Leben am Montagmittag zum Erliegen, die Kirchenglocken läuteten. Auf dem Strandboulevard in Nizza versammelten sich tausende Menschen in stillem Gedenken. Dort war ein Tunesier am Donnerstagabend während der Feiern zum Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in die Menge gerast.

(isw/dpa/ap/AFP)
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