"Welt"-Korrespondent Türkischer Richter verurteilt Deniz Yücel zu Untersuchungshaft

Ankara · Nach 13 Tagen Polizeigewahrsam in der Türkei hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel beantragt. Einem Medienbericht zufolge ist der Haftrichter dem nachgekommen.

 Deniz Yücel bleibt in der Türkei in Haft (Archivaufnahme).

Deniz Yücel bleibt in der Türkei in Haft (Archivaufnahme).

Foto: dpa, ks aen kde kno

Wie die "Welt" berichtet, hat Haftrichter Mustafa Cakar Yücel das Urteil gesprochen. Der Journalist war am Montagabend dem Haftrichter in Istanbul vorgeführt worden.

Der Staatsanwalt hatte Yücel allgemein zu seinen Artikeln befragt. Dem Korrespondenten würden "Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung" vorgeworfen. Der 43-Jährige besitzt sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft. Yücel ist der erste deutsche Korrespondent, der während des im Juli 2016 verhängten Ausnahmezustandes in der Türkei festgenommen wurde.

Gabriel: Unangemessene Entscheidung

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat die Untersuchungshaft für Yücel scharf kritisiert. "Das ist eine viel zu harte und deshalb auch unangemessene Entscheidung", teilte Gabriel am Montagabend mit. "Sie berücksichtigt weder das demokratische hohe Gut der Presse- und Meinungsfreiheit noch, dass Deniz Yücel sich freiwillig der türkischen Justiz gestellt und bereit erklärt hat, für das Ermittlungsverfahren voll zur Verfügung zu stehen." Gabriel sprach von "schwierigen Zeiten für die deutsch-türkischen Beziehungen".

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen lag die Türkei schon vor dem im Juli 2016 verhängten Ausnahmezustand auf Platz 151 von 180 Staaten. Dutzende regierungskritische türkische Journalisten sitzen in Haft. Im Dezember war ein amerikanischer Korrespondent des "Wall Street Journals" vorübergehend festgenommen worden, er verließ anschließend das Land.

Yücel ist seit Mai 2015 Türkei-Korrespondent der "Welt". Die Regierung hatte ihm eine Akkreditierung verweigert. Da er auch türkischer Staatsbürger ist, konnte er dennoch legal im Land arbeiten. Zahlreiche türkische Journalisten sind nicht von der Regierung akkreditiert. Bei ausländischen Korrespondenten ist die Akkreditierung Voraussetzung für die Aufenthaltsgenehmigung.

(felt)
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