Angriff auf Parade Todesschütze erwog laut Polizei weiteren Angriff am Unabhängigkeitstag

Washington · Robert C. hat der Polizei gestanden, bei Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag auf die Menschenmenge in Highland Park gefeuert zu haben. Auch Überlegungen für einen zweiten Angriff habe er zugegeben. Bei einer Gerichtsanhörung zeigt er sich emotionslos.

Chicago: Tote durch Schüsse bei „4.Juli“-Parade
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Tote durch Schüsse bei „4.Juli“-Parade in Chicago

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Foto: AFP/Jim Vondruska

Der Verdächtige bei dem tödlichen Schusswaffenangriff während einer Parade am Unabhängigkeitstag im Chicagoer Vorort Highland Park erwog nach Angaben der Ermittler nach seiner Attacke mit sieben Toten einen weiteren Angriff. Der 21-Jährige habe der Polizei gestanden, dass er auf die Menge geschossen habe, erklärten die Behörden am Mittwoch. Zudem habe er erklärt, dass er zunächst in den Großraum Madison im US-Staat Wisconsin geflüchtet sei und darüber nachgedacht habe, dort eine zweite Veranstaltung zu attackieren.

Nach der Entscheidung, dass er nicht für einen zweiten Angriff in Wisconsin vorbereitet sei, sei er nach Illinois zurückgekehrt, wo er später festgenommen wurde, erklärte der Sprecher der Sondereinheit für Kapitalverbrechen in Lake County, Christopher Covelli.

Ein Richter im US-Staat Illinois ordnete an, dass der 21-Jährige in Haft bleibt, ohne Möglichkeit, auf Kaution freizukommen. Bei einer Gerichtsanhörung am Mittwoch zeigte der Verdächtige keine erkennbaren Emotionen und äußerte sich abgesehen davon, dass er dem Richter sagte, er habe keinen Anwalt, kaum. Der bekannte Chicagoer Anwalt Thomas A. Durkin erklärte, er wolle C. gerichtlich vertreten und beabsichtige, in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig zu plädieren. Am Mittwoch sagte Durkin dem Gericht jedoch, er habe mit Blick auf die Übernahme des Falls einen Interessenkonflikt. Dem Verdächtigen wurde zunächst ein Pflichtverteidiger zugeordnet.

Auf dem Dach des Gebäudes, von dem aus er auf die Menschen geschossen haben soll, wurden 83 Patronenhülsen und drei Munitionsmagazine gefunden, wie der stellvertretende Staatsanwalt von Lake County, Ben Dillon, erklärte. Am Dienstag war ein Strafverfahren wegen Mordes in sieben Fällen gegen Robert C. eingeleitet worden. Bei der Parade zum Unabhängigkeitstag soll er mit einer Art Sturmgewehr wahllos auf Besucher geschossen haben.

Mehr als zwei Dutzend Menschen wurden bei dem Angriff in der Stadt mit etwa 30 000 Einwohnern verletzt, einige davon schwer. Hunderte flüchteten in Panik. Einige der Verletzten seien noch in kritischem Zustand im Krankenhaus, sagte Covelli. Die Zahl der Todesopfer könne noch steigen. Der Staatsanwalt von Lake County, Eric Rinehart, sagte, er plane, Robert C. wegen jedes verletzten oder getöteten Opfers anzuklagen. Die Möglichkeit, auch die Eltern des 21-Jährigen anzuklagen, ließ Rinehart offen. Er wolle diese Frage derzeit nicht beantworten, sagte er und verwies auf die laufenden Ermittlungen.

Covelli sagte, es habe nicht den Anschein, dass der Verdächtige einen zweiten Angriff in Wisconsin vorab geplant habe. Vielmehr sei er dorthin geflohen, habe eine weitere Feier zum Unabhängigkeitstag gesehen und dann „ernsthaft erwogen“ auf die Teilnehmer zu schießen. Demnach hatte er das Gewehr, dass er in Highland Park benutzte, abgelegt, trug jedoch ein anderes Gewehr und 60 weitere Patronen bei sich. Die Polizei fand sein Mobiltelefon in Middleton, Wisconsin, etwa 220 Kilometer von Highland Park entfernt.

Stunden vor der Festnahme warnte die Polizei, dass sich der Täter noch auf freiem Fuß befinde, bewaffnet und gefährlich sei. In mehreren nahe gelegenen Städten wurden daraufhin Veranstaltungen zum Unabhängigkeitstag abgesagt.

Fragen wurden laut, wie der Verdächtige trotz für US-Verhältnisse relativ strenger Waffengesetze in Illinois legal fünf Waffen kaufen konnte, darunter das Gewehr, das er bei seinem Angriff benutzte, obwohl die Polizei im Jahr 2019 zweimal zu seinem Zuhause gerufen wurde. Beim ersten Mal habe ein Verwandter angegeben, dass er damit gedroht habe, „jeden dort umzubringen“, sagte Covelli. Damals hätten die Beamten 16 Messer, einen Dolch und ein Schwert beschlagnahmt. Es habe aber bei dem Einsatz im September 2019 keine Anzeichen gegeben, dass der Jugendliche Schusswaffen besitze. Und im April jenes Jahres habe die Polizei auf einen angeblichen Suizidversuch des Verdächtigen reagiert, ergänzte Covelli.

(chal/dpa)
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