Amoklauf in Texas Behörde räumt schwere Fehler bei Einsatz ein

Washington/Uvalde · 21 Menschen hat ein Schütze in einem Klassenraum in einer Schule getötet. Nun stellt sich heraus, dass es eine Stunde dauerte, bis die Polizei eingriff. Ein grausiges Detail: Die meisten Schüsse fielen am Anfang - danach versuchte die Polizei, mit dem Täter zu verhandeln.

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Nach Massaker an Grundschule in Texas - Erstes Opfer in Uvalde beigesetzt

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Foto: AFP/Brandon Bell

Nach dem verheerenden Schulmassaker mit 19 getöteten Kindern und zwei getöteten Lehrerinnen hat die zuständige Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt.

Es sei falsch gewesen, nicht früher in den Klassenraum einzudringen, in dem sich der Amokläufer mit Schülern und Lehrern verschanzt hatte, sagte der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, am Freitag in der Kleinstadt Uvalde, in der der Schütze am Dienstag an einer Grundschule das Blutbad angerichtet hatte. „Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, sagte McCraw. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“

Der Behördenchef berichtete am Freitag, dass der Schütze etwa um 11.33 Uhr die Schule und schließlich den Klassenraum betrat, in dem er das Massaker anrichtete. Bereits um kurz nach 12.00 Uhr seien 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert gewesen, hätten aber keine Versuche unternommen, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen, sagte McCraw.

Stattdessen sei in jenem Moment die Entscheidung getroffen worden, auf Spezialkräfte zu warten. Die Einsatzkräfte vor Ort seien davon ausgegangen, dass der Schütze nicht mehr schieße, sondern sich lediglich verbarrikadiert habe. Dies habe sich im Nachhinein als Fehleinschätzung erwiesen. Erst um 12.50 Uhr öffneten Spezialkräfte die Tür zum Klassenraum mit einem Schlüssel, wie McCraw weiter schilderte. Diesen Schlüssel hätten sich die Einsatzkräfte vom Hausmeister besorgt.

Auf die Frage, wie viele Kinder während der Wartezeit erschossen worden seien und andernfalls womöglich hätten gerettet werden können, sagte er, dies werde noch untersucht. „Wir sind nicht hier, um zu verteidigen, was passiert ist“, sagte er. „Wir sind hier, um die Fakten darzulegen.“

Das Schulmassaker fachte die Debatte über schärfere Waffengesetze in den USA erneut an. An diesem Freitag tritt der frühere US-Präsident Donald Trump in Houston (Texas) bei der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA auf. Der Republikaner ist vehement gegen eine Verschärfung der Waffengesetze. Trumps Teilnahme an der Veranstaltung stand bereits seit einiger Zeit fest. Er bestätigte sein Kommen nun noch einmal. „Amerika braucht in diesem Moment echte Lösungen und echte Führung, nicht Politiker und Parteilichkeit“, schrieb er auf der von ihm mitbegründeten Social-Media-Plattform Truth Social.

US-Präsident Joe Biden hatte nach dem Blutbad mit deutlichen Worten schärfere Waffengesetze gefordert. Entsprechende Initiativen seiner Demokraten scheitern jedoch regelmäßig am Widerstand der Republikaner und an der mächtigen Waffenlobby. „Das waren Grundschulkinder, sie sollten ihre ersten Zähne verlieren, nicht ihr Leben“, sagte Bidens Sprecherin Karine-Jean Pierre. Sie kündigte an, dass der US-Präsident am Sonntag in Begleitung seiner Ehefrau Jill nach Uvalde reisen wolle.

 Polizisten nahe der Robb-Highschool in Texas, wo das Massaker stattfand.

Polizisten nahe der Robb-Highschool in Texas, wo das Massaker stattfand.

Foto: AP/Dario Lopez-Mills
Texas: Amoklauf an US-Grundschule – Schütze tötet mindestens 19 Kinder
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Amoklauf an US-Grundschule – Schütze tötet mindestens 19 Kinder

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Foto: dpa/Billy Calzada

Am Donnerstag gedachte dort ein anderer prominenter Gast der Opfer. Herzogin Meghan besuchte die kleine Gemeinde und legte Blumen nieder. Die 40-Jährige sei in ihrer persönlichen Rolle als Mutter nach Uvalde gereist, erklärte eine Sprecherin. Die Ehefrau von Prinz Harry hat mit dem Queen-Enkel zwei kleine Kinder - Archie und Lilibet.

(dpa/joko/dni)
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