Amoklauf in Oregon Setzt dem Waffen-Wahn in den USA ein Ende!

Meinung | Washington · An einem Community College im US-Bundesstaat Oregon hat es nach einem Amoklauf eines 26-Jährigen zehn Tote gegeben. Nun wird es Zeit, dass sich die Vernünftigen zu den in der US- Hymne vielbesungenen Freien und Tapferen gesellen, die diesem Waffen-Wahn ein Ende setzen.

Chronologie der Schießereien an US-Colleges
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Foto: afp, ACR

Man weiß eigentlich nicht, was einen sprach- und fassungsloser machen soll: Dass in den USA ein Schütze junge, unschuldige Menschen in einer Schule tötet und etliche schwer verletzt, oder dass in den USA schon wieder ein Schütze junge, unschuldige Menschen tötet und etliche schwer verletzt, ohne dass nicht ein Aufschrei durch das ganze große Land geht: Schluss mit der freien Verfügbarkeit von Revolvern, Pistolen und halbautomatischen Gewehren, Schluss mit den Phrasen der mächtigen US-Waffenlobby, der Besitz von Waffen mache Amerika sicherer, Schluss mit dem traurigen Ritual, dass nach der Bekundung tiefer Betroffenheit, den Bildern todtrauriger Menschen mal wieder nichts passiert.

Amerika, das Land der Freien und die Heimat der Tapferen, wie es in der Nationalhymne heißt, ist das Land mit den schärfsten Sicherheitsvorkehrungen auf der Welt. Zugleich ist es das Land mit den absurdesten Gegensätzen auf diesem Gebiet: Extra abgeordnete Polizisten stehen an Straßenübergängen, damit Kinder den Schulbus sicher verlassen und unbeschadet in ihre Klasse gelangen können. In der Schule selbst aber werden sie dann Opfer von Leuten, die sich an jeder Ecke mit modernsten Handfeuerwaffen und jeder Menge Munition ausrüsten können.

Wer in den USA auch nur ein Bier kauft, verbirgt es tunlichst vor den Augen der Öffentlichkeit, wenn er die Flasche nach Hause trägt. Sie auf der Straße an den Hals zu setzen, geht gar nicht. Bloß kein schlechtes Beispiel abgeben, denn Alkoholmissbrauch führt bekanntlich zu Gesundheitsschäden. Wohl aber ist es den meisten erlaubt, fröhlich in einen Waffenladen zu spazieren und ein Schießeisen zu erwerben. Das Unheil freilich, das sich damit anrichten lässt, hat eine andere Qualität. Mit Saufen kann man nur sich selbst ruinieren, mit einer Knarre jedoch die Existenz anderer auslöschen.

College in Oregon: Amoklauf fordert zehn Tote
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Trauer nach Amoklauf mit zehn Toten in Oregon

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Demnächst wird Volkswagen in den Vereinigten Staaten wohl zu einer Milliardenstrafe verurteilt, weil in Amerika eine knappe halbe Million Diesel-Pkw mit getürkten Abgaswerten unterwegs ist. Die amerikanischen Verbraucherschützer sind auf dem Baum. Zu Recht: Schließlich stoßen die Motoren deutlich mehr Stickoxyde aus als erlaubt. Mal sehen, wie viele US-Kunden von den dortigen Gerichten Schadenersatz in ebenfalls erheblicher Größenordnung zugesprochen bekommen, weil diese anführen, schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen durch ihren Golf, Jetta oder Passat Diesel erlitten zu haben. Doch hat man je davon gehört, dass die traditionsreiche Firma Smith and Wesson in Springfield, Massachusetts, auch nur ein einziges Mal dafür belangt worden wäre, dass so zahlreiche Amerikaner durch deren Produkte mit einer sehr viel eindeutigeren Todesursache aus dem Leben befördert werden?

Die Zeit des Wilden Westens ist vorbei — und New York heute deshalb die schönste Stadt der Welt, weil Bürgermeister Rudolph Giuliani den Saustall, den die Metropole an der Ostküste zu Beginn der 90er Jahre abgab, unbarmherzig ausmistete . "Null Toleranz" hieß damals die Parole. Sie muss endlich auch für die Machenschaften der mächtigen Waffen-Lobby "National Rifle Association" gelten, die nach dem jüngsten Blutbad garantiert wieder darauf verweisen wird, es wäre besser, nun auch die Lehrer im Land flächendeckend zu bewaffnen.

Es wird Zeit, dass sich die Vernünftigen zu den in der US- Hymne vielbesungenen Freien und Tapferen gesellen, die diesem Waffen-Wahn ein Ende setzen. Wenn nicht, dann herzliches Beileid, Amerika!

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