Ohne Metallteile, mit raffiniertem Zünder Amerikas Angst vor der "Super-Bombe"

Washington · Die gute Nachricht: Ein Doppelagent hat angeblich mit Hilfe der CIA einen Al-Kaida-Anschlag verhindert. Doch die schlechte Nachricht: Ein junger Mann im Jemen hat eine Teufels-Bombe gebaut, die fast nicht zu enttarnen ist.

Chronik des Al-Qaida-Terrors
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Foto: dapd

In den USA geht die Angst vor der "Super-Bombe" um. Ohne Metallteile, mit raffiniertem Zünder, von Flughafenkontrollen so gut wie nicht aufzuspüren. Angeblich hat ein nur 30-jähriger Al-Kaida-Mann im Jemen die Bombe entwickelt. Treffen die Berichte zu, handelt es sich um einen Alptraum für den Luftverkehr. Doch wie glaubwürdig sind die Berichte?

Die Furcht vor der vermeintlich "unauffindbaren" Bombe ist durch den jüngsten "Geheimdienst-Coup" gegen Al-Kaida größer geworden. Wie die "Washington Post" berichtet, handelt sich bei dem Sprengstoff um PETN, auch unter den Namen Nitropenta oder Pentrit bekannt, der auf Salpetersäure basiert.

Bereits der nigerianische "Unterhosenbomber" Umar Farouk Abdulmutallab soll damit 2009 hantiert haben, als er am Weihnachtstag ein Flugzeug über Detroit zum Absturz bringen wollte - doch der Sprengsatz in der Wäsche habe nicht gezündet.

Der Mann, der das Teufelszeug baue, heißt US-Medienberichten zufolge Ibrahim Hassan al-Asiri. Er habe bereits seinen eigenen Bruder mit einem Selbstmordanschlag in den Tod geschickt, Anschläge auf Ziele in Saudi-Arabien unternommen sowie "dreimal in den vergangenen Jahren versucht, die USA anzugreifen", wie die "Post" berichtet. "Ein Genie des Bösen", zitiert das Blatt einen republikanischen US-Abgeordneten.

Offiziell hüllen sich amerikanische Behörden über das vereitelte Bombenattentat und über den Bombenbauer in Schweigen. Doch geradezu akribisch berichtet die "Post" in einem Artikel aus der jemenischen Hauptstadt Sanaa über sein Leben: Geboren in Saudi-Arabien, Sohn eines Offiziers, studierte Chemie, bevor er sich im Zuge des Irakkrieges 2003 radikalisierte.

Das Bombenbauen habe Asiri gelernt, nachdem er 2007 in den Jemen gekommen sei. Angeblich hat er sich das meiste selbst beigebracht, durch entsprechende "Gebrauchsanweisungen" aus dem Internet - wie glaubwürdig eine solche Version angesichts des hoch entwickelten Sprengstoffes auch immer klingen mag.

Offene Fragen und reichlich Grauzonen gibt es auch bei den neuesten "Enthüllungsgeschichten" von US-Medien über den vereitelten Anschlag mit der Super-Bombe. Ein "Doppelagent", der bei Al-Kaida im Jemen eingeschleust wurde, der sich freiwillig zu einem Selbstmordattentat gemeldet, doch stattdessen alles verraten habe.

Es ist das bekannte PR-Muster der US-Regierung in Sachen Kampf gegen den Terrorismus: Offiziell hüllen sich die Behörden in Schweigen, doch hinter den Kulissen werden fleißig Reporter gefüttert, die prompt heiße - aber nicht nachprüfbare - "Erfolgsmeldungen" veröffentlichen.

US-Medien malen das Bild eines "Coup des Geheimdienstes" nach dem Muster: CIA gegen Al-Kaida, die Guten tricksen die Schlechten aus. Das sind die Geschichten, die Amerikaner lieben. US-Präsident Barack Obama, derzeit in schwerem Kampf um seine Wiederwahl, kann sich nur freuen.

(dpa)
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