Was Hilfsorganisationen aus Japan berichten "Als er erzählte, brach mir fast das Herz"

Tokio (RPO). Die Straßen sind von Trümmern übersät, an vielen Orten sieht man Menschen, die um Freunde und Verwandte trauern – den Hilfsorganisationen in Japan bietet sich angesichts der Folgen von Erdbeben und Tsunami ein Bild des Elends. Gerade die Kleinsten sind jetzt auf jede Hilfe angewiesen. Und das, was die Mitarbeiter von vor Ort berichten, belastet auch auch die Helfer selbst. In Internet-Blogs teilen sie ihre Erfahrungen mit der Welt.

So leiden die Kinder
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Tokio (RPO). Die Straßen sind von Trümmern übersät, an vielen Orten sieht man Menschen, die um Freunde und Verwandte trauern — den Hilfsorganisationen in Japan bietet sich angesichts der Folgen von Erdbeben und Tsunami ein Bild des Elends. Gerade die Kleinsten sind jetzt auf jede Hilfe angewiesen. Und das, was die Mitarbeiter von vor Ort berichten, belastet auch auch die Helfer selbst. In Internet-Blogs teilen sie ihre Erfahrungen mit der Welt.

"Seine Worte schnüren mir die Kehle zu", schreibt Mitsuko Sobata, Mitarbeiterin von World Vision, im Internetblog der Organisation. Sie berichtet von einem Gespräch mit dem stellvertretenden Bürgermeister von Minami Sanikru im Nordosten Japans. "Als er seine Geschichte erzählte und ihm Tränen in die Augen schossen, brach es mir fast das Herz", schreibt sie. Der 62-Jährige erzählte ihr: "Wir sind eine kleine Stadt. Nach ein, zwei Monaten werden die Menschen die Situation vergessen." Aber um sich von den Geschehnissen zu errholen, brauche es ein oder mehrere Jahre.

Sobata ist nur eine von unzähligen Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, die von der Lage vor Ort berichten. Sie schreibt von den Lastwagen mit Hilfsgütern, die eingetroffen sind, von den Menschen vor Ort, die bei der Verteilung helfen, aber eben auch von dem Elend, das sie zu sehen bekommt.

Unicef: In Sendai fehlt es an allem

Auch das Kinderhilfswerk Unicef ist vor Ort aktiv. Auf der Internetseite der Organisation heißt es, dass die japanischen Mitarbeiter, die sonst in Entwicklungsländern im Einsatz seien, nun in ihrer Heimat mitanpackten. Und die Hilfe ist nötig. So berichten laut der Organisation Mitarbeiter aus der besonders betroffenen Stadt Sendai, dass es dort an allem fehlt - angefangen bei Windeln bis hin zu Wasserbehältern. Und sie berichten, "dass sie in Auffanglagern viele Kinder ohne Eltern angetroffen haben. Die Mädchen und Jungen sind sehr verstört und brauchen schnell psychologische Hilfe."

Ähnliches berichtet auch die Hilfsorganisation "Save the Children", die derzeit ein Kinderschutzzentrum für traumatisierte und unter Schock stehende Kinder in der Stadt einrichten will. "Sendai ist eine Trümmerlandschaft, viele Straßen sind blockiert. Tausende Kinder und ihre Familien drängen sich in die Evakuierungszentren", wird Mitarbeiter Ian Woolverton auf der Webseite der Organisation zitiert.

An anderer Stelle berichtet "Save the Children" aus der Stadt Ishonomaki: "Die sechsjährige Karen ist mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einer Grundschule in Ishonomaki untergekommen. 'Ihr Haus wurde vom Erdbeben und vom Tsunami komplett zerstört. 'Ich möchte meinen Kindern nicht antun, sich die Trümmer unseres Hauses anzuschauen' erzählt der Vater von Karen."

Benzin und Heizöl knapp

Und die Situation wird durch die Wetterlage nur noch erschwert. Eiseskälte und Schnee machen den Opfern des Erdbebens zu schaffen. Gerade Decken und Heizmaterial werden nach Berichten der verschiedenen Hilfsorganisationen knapp. So zitiert "Save the Children" den Leiter des Katastrophenteams in Sendai, Stephen McDonald mit den Worten: "Wir sehen Kinder, die unter extrem schwierigen Bedingungen leben. Da Benzin vielerorts knapp wird, können dringend benötigte Hilfsgüter gar nicht mehr oder nicht schnell genug in die Katastrophengebiete gebracht werden."

Auch das Team von Malteser International berichtet auf seiner Webseite, dass es gerade die Kinder sind, die unter den Folgen der Katastrophe zu leiden haben. So zitiert die Organisation Schwester Caelina Mauer, die Leiterin eines Kinderheimes in der Kleinstadt Ichinoseki, das Malteser nun unterstützt: "Vor allem die jüngeren Kinder zittern bei jedem Nachbeben vor Angst und verkriechen sich weinend. Alle Kinder und auch die Mitarbeiterinnen sind total erschöpft." Und weiter erzählt sie: "Es fehlt an Benzin und Heizöl - die Kinder frieren bei Temperaturen nachts unter 0 Grad."

Es sind nur Auszüge aus Berichten einiger Organisationen, die sich in Japan rund um die Uhr um die Opfer der Katastrophe kümmern. Aber sie verdeutlichen, wie sehr die Menschen unter den alltäglichen Bedingungen zu leiden haben. 500.000 Obdachlose soll es inzwischen schon in Japan geben. Und auch die Zahl der Toten wird in den nächsten Tagen mit Gewissheit noch stark ansteigen, denn es sind mehr als 10.000 Menschen die noch vermisst werden. Doch eine Woche nach dem Beben besteht kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden.

(csi)
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