Flugzeugunglück auf Bali "Alle schrien, plötzlich strömte Wasser ins Flugzeug"

Denpasar · Die Bilanz des Flugzeugabsturzes vor der indonesischen Insel Bali gleicht einem Wunder: Alle Passagiere und die Besatzung überlebten. Nun schildern Augenzeugen, was sie erlebten.

Bali: Fischer sammeln Flugzeugtrümmer ein
10 Bilder

Bali: Fischer sammeln Flugzeugtrümmer ein

10 Bilder

Am Samstag war die die Maschine vor der beliebten Touristeninsel ins Meer gestürzt, wie die indonesischen Behörden mitteilten. 52 Menschen mussten mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.

Der Luftverkehrsdirektor des indonesischen Verkehrsministeriums, Herry Bhakti, hatte zunächst erklärt, das Flugzeug sei über die Landebahn des Flughafens von Denpasar hinausgeschossen und dann ins Meer gestürzt. Später korrigierte er seine Angaben und erklärte, die Maschine habe im Anflug die Landebahn komplett verfehlt und sei direkt ins Wasser gestürzt.

Auseinandergebrochen

Die Maschine der Billiglinie Lion Air brach bei dem Unglück auseinander. Auf Bildern von der Unglücksstelle war das Flugzeug halb ins Wasser getaucht zu sehen, von den Vorderausgängen wurden aufblasbare Rutschen ausgelassen. Im Wasser waren Passagiere mit Rettungswesten zu sehen.

"Das Flugzeug wollte gerade landen, als es plötzlich ins Meer stürzte", sagte eine Passagierin namens Dewi. "Das Flugzeug stürzte mit hoher Geschwindigkeit ins Meer", sagte der Passagier Ignatius Juan Sinduk von seinem Krankenhausbett aus. "Alle schrien und plötzlich strömte Wasser ins Flugzeug." Die Passagiere seien in Panik geraten und hätten ihre Rettungswesten ergriffen. Es seien chaotische Szenen gewesen.

Eine Frau muss um ihr Leben bangen

An Bord befanden sich nach Angaben der Fluggesellschaft 101 Passagiere sowie sieben Crewmitglieder. Unter den Passagieren waren nach Flughafenangaben auch drei Ausländer - ein Franzose sowie ein Mann und eine Frau aus Singapur. Laut Katastrophenschutzbehörde wurden insgesamt 52 Verletzte ins Krankenhaus gebracht. 44 hätten aber bereits wieder entlassen werden können. Nach Angaben eines Arztes erlitt eine Frau eine lebensgefährliche Gehirnblutung.

Einem Lion-Air-Vertreter zufolge kam die Maschine aus Bandung auf der indonesischen Insel Java. Vor der Lion-Air-Zentrale in Jakarta versammelten sich besorgte Angehörige. Die Unglückursache war zunächst unklar. Die Wetterbedingungen waren zum Zeitpunkt des Unfalls gut, das Flugzeug wurde erst 2012 in Betrieb genommen. Die indonesische Verkehrsaufsichtskommission erklärte, es sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Profit auf Kosten der Sicherheit?

Bali ist ein beliebtes Touristenziel - jährlich reisen Millionen ausländische Besucher auf die Insel. Angesichts eines Luftverkehrsbooms in Indonesien ist Lion Air aktuell auf schnellem Wachstumskurs. Bekannt wurde die Gesellschaft durch den größten Vertrag der zivilen Luftfahrt mit Airbus: Im März teilte der europäische Flugzeugbauer mit, Lion Air habe den Kauf von 234 Mittelstrecken-Fliegern aus der A320-Familie im Gesamtwert von 18,4 Milliarden Euro zugesagt.

Experten befürchteten, dass das schnelle Wachstum bei Lion Air zu Lasten der Sicherheit gehen könnte. Flüge der Gesellschaft in die EU und die USA sind verboten. Dort wird die Fluglinie als "riskant" eingestuft.

Auch in Indonesien selbst hat die Airline einen schlechten Ruf. Zwischen 2004 und 2006 gab es sechs Unfälle mit Lion-Air-Maschinen, bei keinem gab es jedoch Todesopfer. Bei allen Unfällen handelte es sich indes um Zwischenfälle bei der Landung. Im Januar 2012 wurden Strafmaßnahmen gegen die Fluglinie verhängt, nachdem mehrere Piloten wegen Drogenbesitzes festgenommen wurden.

(AFP/pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort