Attentäter im Jemen ausgebildet Al Qaida steckt offenbar hinter Anschlagsversuch

Detroit (RPO). Der fehlgeschlagene Bomben-Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug geht offenbar auf das Konto von Al Qaida. Das Terrornetzwerk hat den Täter anscheinend im Jemen für seine Mission ausgebildet. Unterdessen erhoben die US-Behörden gegen den Nigerianer Anklage. Auf den Flughäfen der USA und in vielen Staaten Europas wurden die Sicherheitskontrollen am Wochenende weiter verschärft.

Das gescheiterte Attentat auf die Delta Airlines-Maschine am ersten Weihnachtstag wurde offenbar von Al Qaida im Jemen geplant. Der mutmaßliche Täter erklärte nach Angaben von Ermittlern, er sei von Mitgliedern des Terrornetzwerks im Jemen trainiert und instruiert worden. Dort habe er auch den Sprengstoff erhalten sowie genaue Anweisungen, wie und wann er ihn einsetzen sollte. Nach Behördenangaben ist der Anschlagsversuch offenbar nicht Teil eines größeren Plots.

Eine andere Spur erhärtet den Verdacht, dass das geächtete Terrornetzwerk in den Anschlagsversuch involviert ist. Die private Sicherheitsfirma IntelCenter, die Websites militanter Gruppen beobachtet, wies auf ein Video vom 21. Dezember hin, in dem ein Al Qaida-Mitglied aus dem Jemen von einem geplanten Anschlag in den USA spricht. Die Drohung sei vergangene Woche während der Bestattung von Extremisten erhoben hoben worden, die bei einem Luftangriff im Jemen getötet wurden, erklärte das Unternehmen.

Die US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano warnte jedoch vor Spekulationen über etwaige Verbindungen des Angreifers zum Terrornetzwerk. Die Ermittlungen zu dem Vorfall seien noch in vollem Gange und es sei "unangebracht", über derartige Verbindungen zu spekulieren, sagte Napolitano am Sonntag dem Sender CNN. "Wir konzentrieren uns derzeit darauf, dass der Luftraum sicher bleibt und Passagiere zuversichtlich reisen können." Es gebe zudem bislang keine Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Attentäter im Rahmen einer größeren Operation und nicht als Einzeltäter gehandelt habe.

Gegen den Angreifer, einen 23-jährigen Nigerianer, wurde derweil in den USA Anklage erhoben. Laut Anklageschrift soll Umar Faruk Abdulmutallab versucht haben, den Airbus der Fluggesellschaft Delta-Northwest Airlines beim Landeanflug auf Detroit mit Hilfe des hochexplosiven Sprengstoffs PETN in die Luft zu sprengen. Der 23-Jährige sagte demnach aus, er habe den Sprengstoff mit Hilfe einer in einer Spritze mitgebrachten Chemikalie zünden wollen. Dabei setzte er aber seine Kleidung in Brand und wurde anschließend von Passagieren überwältigt.

Sprengstoff in der Unterwäsche

Nach Informationen des US-Fernsehsender ABC war der Sprengstoff vermutlich in Abdulmutallabs Unterwäsche eingenäht. Der niederländische Video-Produzent Jasper Schuringa schilderte im US-Fernsehen, wie er auf den mutmaßlichen Attentäter sprang, ihn niederrang und das Feuer löschte. Danach habe er ihn gemeinsam mit der Besatzung gefesselt. Der Anschlagsversuch weckte Erinnerungen an den Fall des britischen "Schuh-Bombers" Richard Reid, der kurz vor Weihnachten 2001 auf einem US-Flug von Paris nach Miami versucht hatte, in seinen Schuhen versteckten Sprengstoff zu zünden.

Auch zu Abdulmutallab wurden weitere Detail bekannt: Er ist der jüngste Sohn eines nigerianischen Ex-Ministers und reichen Bankiers. Er studierte laut nigerianischen Zeitungsberichten zwischen 2005 und 2008 in London Maschinenbau. Sein Vater Umaru Mutallab war wegen der radikalislamischen Ansichten seines Sohnes den Berichten zufolge so besorgt, dass er die US-Botschaft in Abuja und die nigerianischen Behörden alarmierte. Die britische Polizei durchsuchte im Zusammenhang mit dem Anschlagsversuch die Londoner Wohnung, in der Abdulmutallab während seines Studiums wohnte.

Sicherheitsvorkehrungen erhöht

US-Präsident Barack Obama ordnete zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an und berief seine Sicherheitsberater ein. Auch auf anderen Flughäfen weltweit wie in London, Paris und Rom wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In Deutschland veranlasste die Bundespolizei ebenfalls zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. In einer Erklärung von Samstagabend rief sie USA-Reisende auf, sich auf längere Wartezeiten einzustellen.

Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warb um Verständnis für die verschärften Personen- und Handgepäckkontrollen an den Flughäfen. "Die Durchsuchungen an den Flughäfen sind nicht Folge einer Sicherheitshysterie, sondern leider notwendig", sagte Bosbach dem "Hamburger Abendblatt". "Wir müssen die Frage beantworten, wie es passieren konnte, dass die Sprengmittel offenbar in Amsterdam an Bord gebracht werden konnten."

Für "gesetzgeberischen Aktionismus" sieht Bosbach dennoch keinen Grund. Es sei Aufgabe der technischen Forschung, Durchsuchungsgeräte zu entwickeln, die Tatmittel leichter erkennbar machen. Dabei dürfe die Privat- und Intimsphäre der Passagiere nicht verletzt werden. "Die so genannten Nackt-Scanner erfüllen diese Voraussetzungen bislang nicht", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses.

(APD/AFP/ndi)
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