Lob für Märtyrer Taliban versprechen Familien von Selbstmordattentätern Geld und Land

Kabul · 100 Dollar, Kleidung und das Versprechen auf Landbesitz für die hinterbliebenen Familien - die Taliban-Regierung lobte in einer Rede Märtyrer und nannte sie „Helden des Islam“.

Der Leiter der Taliban-Delegation, der stellvertretende Ministerpräsident Abdul Salam Hanafi (M.), und andere Taliban-Vertreter treffen in Moskau ein, um an einer internationalen Konferenz über Afghanistan teilzunehmen.

Der Leiter der Taliban-Delegation, der stellvertretende Ministerpräsident Abdul Salam Hanafi (M.), und andere Taliban-Vertreter treffen in Moskau ein, um an einer internationalen Konferenz über Afghanistan teilzunehmen.

Foto: AFP/ALEXANDER ZEMLIANICHENKO

Die radikal-islamischen Taliban haben Selbstmordattentäter gewürdigt, die im Kampf gegen die gestürzte afghanische Regierung und deren westliche Verbündete ihr Leben verloren haben. Den Familien der als Märtyrer bezeichneten Attentäter wurde laut Innenministerium rund 100 Dollar an Bargeld, Kleidung und das Versprechen auf Landbesitz gegeben. Der amtierende Innenminister Siradschuddin Hakkani habe sich am Mittwoch mit Hinterbliebenen in einem Hotel in Kabul getroffen, teilte das Ministerium per Twitter mit. "In seiner Rede lobte der Minister den Dschihad und die Opfer der Märtyrer und Mudschaheddin und nannte sie Helden des Islam und des Landes."

Auf offiziellen Fotos von der Begegnung war Hakkanis Gesicht verdeckt. Die USA stufen ihn als führenden Terroristen ein und haben ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Hakkani hatte von seinem Vater Dschalaluddin die Führung des nach der Familie benannten Hakkani-Netzwerks übernommen - einer militanten Gruppe, die mit den Taliban eng verbunden ist. Sie wird von westlichen Geheimdiensten für einige der schwersten Selbstmordanschläge während des Krieges in Afghanistan verantwortlich gemacht. Die US-Bundespolizei FBI sucht Hakkani in Zusammenhang mit einem Anschlag auf ein Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul, bei dem im Jahr 2008 sechs Menschen getötet wurden, darunter ein US-Bürger.

Seit die Taliban Mitte August die Macht im Land übernommen haben, gab es mehrere Anschläge des sogenannten Islamischen Staates (IS) auf Moscheen und andere Einrichtungen. Hunderte Zivilisten wurden getötet. Die IS-Miliz konkurriert mit den Taliban in Afghanistan.

Über die angespannte Lage in dem Land sollte im Lauf des Mittwochs eine internationale Konferenz in Moskau beraten. An ihr nehmen Vertreter der Taliban teil, nicht aber der USA. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bedauerte das Fernbleiben der USA. Diese erklärten die Entscheidung mit technischen Gründen, versicherten aber, bei künftigen Afghanistan-Konferenzen teilzunehmen.

(chal/Reuters)
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