Meuterei von Polizisten in Ecuador Acht Tote und mehr als 270 Verletzte

Quito (RPO). Nach der Meuterei von Polizisten sind in Ecuador drei ranghohe Polizeibeamte wegen versuchten Mordes an Staatschef Rafael Correa verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft ordnete Untersuchungshaft für die drei Oberste an, wie eine Nachrichtenagentur aus Justizkreisen erfuhr. Nach Regierungsangaben kamen bei dem Aufstand am Donnerstag acht Menschen ums Leben, mehr als 270 wurden verletzt.

Umsturzversuch in Ecuador
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Die drei beschuldigten Polizisten sollten den Angaben zufolge am Samstag vor einem Richter erscheinen, der ihnen die Anschuldigungen darlegen sollte. In Quito kehrte am Freitag wieder Ruhe ein, der am Donnerstag verhängte Ausnahmezustand wurde aber aufrecht erhalten. Correa nahm unter strengen Sicherheitsvorkehrungen seine Arbeit wieder auf. Nicht einmal seine Anhänger, die am Donnerstag zu Tausenden seine Befreiung gefeiert hatten, durften sich dem Präsidentenpalast nähern. Polizeichef Freddy Martinez sagte, der Staatschef sei "sicher und wohlauf". Martinez kündigte zugleich seinen Rücktritt an.

Innenminister Gustavo Jalkh sagte, die Polizisten seien nach "einem unglücklichen, kritischen, chaotischen" Tag wieder zur Arbeit gegangen. Vize-Innenminister Edwin Jarrin sagte, lediglich 600 der insgesamt 40.000 Polizeibeamten des Landes hätten an den Protesten teilgenommen. Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr dagegen aus Kreisen der Demonstrationsteilnehmer, es seien mindestens 2300 Polizisten gewesen.

Die meuternden Sicherheitskräfte hatten am Donnerstag gegen die vom Parlament beschlossene Streichung von Gehaltszuschlägen protestiert. Sie besetzten Kasernen und Kommissariate, blockierten in Quito den Flughafen und stürmten das Parlamentsgebäude. Correa begab sich nach Beginn der Proteste in eine Polizeikaserne, um die Aufständischen zu besänftigen. Dort forderte er die Menge heraus: "Wenn Ihr den Präsidenten töten wollt, hier ist er", sagte er.

Als die Stimmung sich immer weiter aufheizte und eine Tränengasbombe vor Correa explodierte, wurde er eilig in ein Krankenhaus gebracht. Dort konnte er stundenlang nicht heraus, weil wütende Polizisten das Gebäude umstellten. Correa sprach von einem "Putschversuch" und sagte, sein Leben sei in Gefahr. Vor dem Krankenhaus kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Anhängern des Präsidenten. Unter heftigen Schusswechseln zwischen Soldaten und Polizisten befreiten Spezialkräfte der Armee Correa und brachten ihn zum Präsidentenpalast. Auch das Auto, in dem sich der Staatschef befand, wurde von Kugeln getroffen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kamen bei den Protesten acht Menschen ums Leben, 274 weitere wurden verletzt. Drei Todesopfer wurden demnach in der Hauptstadt Quito gezählt, die fünf anderen in der zweitgrößten Stadt des Landes, Guayaquil. Zwei der Toten seien Polizisten, die sechs anderen Zivilisten.

Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, forderte eine harte Bestrafung der für die Unruhen Verantwortlichen. Was in Ecuador geschehen sei, gehe "weit über eine einfache Demonstration hinaus", sagte der Chilene bei einem Besuch in Quito. "Der Putschversuch von gestern muss untersucht werden und die Verantwortlichen müssen bestraft werden." Es seien "schwere Menschenrechtsverletzungen" begangen worden. US-Außenministerin Hillary Clinton rief Correa an und sicherte ihm die Unterstützung der USA zu, wie ihr Sprecher mitteilte.

(AFP)
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