Übernahme von Bezahlsender BSkyB Abhörskandal gefährdet Murdochs Geschäfte

London (RPO). Im Zuge des Abhörskandals in Großbritannien droht die Übernahme des britischen Senders BSkyB durch den Medienmogul Rupert Murdoch zu platzen. Vize-Premierminister Nick Clegg forderte Murdoch am Montag auf, sein Übernahmeangebot zu "überdenken".

 News-Corp-Chef Murdoch: Übernahme eines Bezahlsenders in Gefahr.

News-Corp-Chef Murdoch: Übernahme eines Bezahlsenders in Gefahr.

Der Chef der Liberaldemokraten, die der deutlich kleinere Partner in der Koalition mit den Tories sind, hatte sich zuvor mit der Familie der 2002 verschwundenen und später ermordeten Milly Dowler getroffen. Journalisten der zum Murdoch-Konzern News Corp gehörenden Boulevardzeitung "News of the World" hatten damals die Mailbox der 13-Jährigen abgehört, auf der die Eltern immer verzweifeltere Nachrichten hinterließen. Die Öffentlichkeit habe darauf mit "Abscheu" reagiert, sagte Clegg.

Ursprünglich war erwartet worden, dass die Regierung schon in den kommenden Tagen grünes Licht für die millionenschwere Übernahme des Bezahlsenders durch den Murdoch-Konzern geben werde. Nach den neuen Enthüllungen wurden jedoch Forderungen laut, die Entscheidung zumindest aufzuschieben. Oppositionsführer Ed Miliband von der Labour-Partei drohte damit, für Mittwoch eine Abstimmung im Parlament über die Übernahmepläne zu beantragen. Am Montag bat Kulturminister Jeremy Hunt nun die Medienaufsicht um eine Empfehlung.

Journalisten der "News of the World" sollen die Telefone von Prominenten, Angehörigen von Verbrechensopfern sowie Hinterbliebenen getöteter Soldaten angezapft haben. Die Affäre ist einer der größten Medienskandale in der Geschichte Großbritanniens und beschäftigt das Land bereits seit einigen Jahren.

Nach dem Bekanntwerden neuer Details stellte Murdoch die Boulevardzeitung ein, am Sonntag erschien bereits die letzte Ausgabe. In der Affäre geriet auch die Regierung des konservativen Premierministers David Cameron unter Druck, der enge Beziehungen zum Murdoch-Konzern pflegt.

Abgang von Ex-Chefredakteurin gefordert

Familienangehörige des 2002 ermordeten Mädchens Milly Dowler haben am Montag nach einem Treffen mit dem britischen Vizepremierminister Nick Clegg den Rücktritt der ehemaligen Chefredakteurin der Boulevardzeitung "News of the World", Rebekah Brooks, gefordert. Brooks solle die Verantwortung übernehmen, sagte Mark Lewis, der Anwalt der Familie.

Mitarbeiter der Zeitung sollen damals noch während der Suche nach der vermissten 13-Jährigen das Mobiltelefon des Mädchens gehackt, einige Mitteilung von der Mailbox gelöscht und damit den Eltern falsche Hoffnungen gemacht haben. Brooks stritt jede Kenntnis von diesen Vorgängen ab.

(AFP/dapd)
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